Die Römishhe Kurie. (Dezember 23. —Ende.) 261
auf, die Gefahren für den Glauben und die Ränke gegen das Papsttum im
Auge zu behalten und in enger Verbindung mit dem Papsttum gegen böse
Vermessenheit einen unerschütterlichen Damm zu bilden.
23. Dezember. (Rom.) Bei dem Empfange des Kardinal-
kollegiums sagt der Papst, er erachte mit der von ihm seinerzeit
erlassenen Encyklika über die Arbeiterfrage seine bezügliche Aktion
nicht für abgeschlossen. Er bedauere, daß er unwürdigerweise ge-
hindert worden sei, die Arbeiterpilger zu empfangen, um denselben
seine sozialen Prinzipien auseinanderzusetzen. Die geschworenen
Feinde des Papsttums bekämpften dessen soziale Thätigkeit, weil
dieselbe den Ruhm und den Einfluß des Papstes zu erhöhen ge-
eignet sei, und erklärten aus dem gleichen Grunde die pöähstliche
Initiative zur Abschaffung der Sklaverei für überflüssig. Nichts-
destoweniger werde das Papsttum die ihm von der Vorsehung zu-
gewiesene Mission in der Welt fortsetzen, nämlich die Mission des
Friedens, des Heiles und der Erlösung, selbst zu Gunsten derjenigen,
welche das Papsttum bekämpften.
Ende Dezember. Das „Journal des Débats“ bringt über
die vom Papste gegenüber einigen brasilianischen Prälaten
ergriffenen strengen Maßregeln nachstehende Mitteilungen aus Rom:
Man weiß, welche Pein dem Papste die Behandlung des brasiliani-
schen Klerus seitens der Regierung der Republik verursacht hat. Nicht nur
war die Trennung von Staat und Kirche plötzlich und ohne Entschädigung
für die Geistlichen ausgesprochen, sondern auch das Vermögen der Kloster-
orden war einfach eingezogen worden. Diese Beraubung hatte im Vatikan
eine tiefe Entrüstung hervorgerufen, und man rechnete darauf, daß die nach-
drücklichen Verwahrungen der geschädigten Orden mindestens eine teilweise
Zurückerstattung oder eine Entschädigung erwirken würden. Auf jeden Fall
nahm Leo XIII. an, daß die beraubten Klostergemeinschaften nicht gutwillig
die vollbrachte Thatsache hinnehmen, sondern ihre Rechte für die Zukunft
vorbehalten würden. Wie es scheint, ist aber das Gegenteil eingetreten. Der
Abt der Benediktiner soll gegenüber dem Marschall da Fonseca eine über-
triebene Gefälligkeit bekundet haben, und der apostolische Internuntius in
Rio Janeiro, Spolverini, soll die Interessen der Kirche nicht mit der nötigen
Thatkraft zu schützen verstanden haben. Die dem Papste hierüber zugegan-
genen Berichte erschienen ihm so bedenklich, daß er gegen den Abt die ex-
communicatio major erlassen und den Internuntius unter Kundgebung der
Ungnade abberufen hat.