286 Lerbien. (Januar 1.—Mai 23.)
Gregor Sturdza führt aus, Rumänien müsse seinen einzigen Stütz-
punkt in Rußland suchen. Minister des Auswärtigen Stoicesco: Die Be-
ziehungen zwischen Rumänien und Rußland seien ganz ausgezeichnet, was
die herzliche Aufnahme des Kronprinzen und der Kronprinzessin bei der
Krönungsfeier in Moskau und die ununterbrochenen Beziehungen zwischen
den Kabineten von Bukarest und Petersburg bewiesen. Sturdza vergesse
indessen die internationale Stellung, die sich Rumänien errungen habe, das
als ein hervorragendes Werkzeug des Friedens und der Zivilisation im
Oriente die besten Beziehungen nicht nur mit einer Macht, sondern mit
allen Mächten Europas unterhalten müsse. Die liberale Regierung verfolge
diese Politik, deren Ergebnisse der Minister aufzählt: dem herzlichen Em-
pfange in Moskau seien die Besuche des Kaisers Franz Josef und des Kö-
nigs von Serbien gefolgt, die diplomatischen Beziehungen mit Griechenland
seien wieder aufgenommen worden.
XVII.
Serbien.
1. Januar. Die Skupschtina genehmigt einstimmig die von
der Regierung beantragte Anderung der Militärgesetze.
Ende Januar. Die radikale und liberale Partei beschließen,
wieder in die politische Thätigkeit einzutreten.
3. Februar. Die Skupschtina genehmigt das Budget, das
mit 63659720 Dinar in den Einnahmen und mit 63356906 in
den Ausgaben abschließt.
22. April. Die serbische Regierung verbietet infolge des
Druckes der öffentlichen Meinung ihren Vertretern in Wien und
Pest die Beteiligung an der ungarischen Millenniumsfeier.
Anf. Mai. (Belgrad.) Demonstrationen gegen die unga-
rische Millenniumsfeier.
Studenten verbrennen eine ungarische Fahne, Bolksmengen versuchen
das ungarische Handelsmuseum zu stürmen, werden aber durch die Polizei
gehindert. Der Stadtpräfekt und der Kommandant der Gendarmerie werden
deshalb abgesetzt und der Ministerpräsident Nowakowitsch verspricht dem
österreichisch-ungarischen Gesandten strenge Untersuchung und Bestrafung
(2. Mai).
23. Mai. (Belgrad.) Konferenzen des Königs mit den
Parteiführern wegen der Verfassungsrevision.
Der König verhandelt mit Pasitsch, Ristitsch u. a. über die Ein-
setzung eines Verfassungsausschusses. Als man sich fast geeinigt hatte,
fordert der Führer der Radikalen, Pasitsch, der König solle bei der Er-