Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Achtzehnter Jahrgang. 1902. (43)

72 Das Vesche Reich und seine einjelnen Glieder. (Mai 2.—5.) 
2. Mai. (Berlin.) Prinz Georg von Preußen, 76 Jahre 
alt, f. 
3. Mai. Der Reichstag genehmigt eine Vorlage über die 
Ausübung der Wehrpflicht in den afrikanischen Schutzgebieten. 
Mai. (Bayern.) Koonfessionelle Agitationen. 
Die katholische Presse greift eine in München erscheinende Zeitschrift 
„Wartburg“ scharf an, weil sie die Los-von-Rom--Agitation nach Bayern 
tragen wolle. Die protestantische Presse führt aus, daß die Zeitschrift zu- 
fällig in München verlegt werde und nicht speziell auf Bayern berechnet 
sei. Die „Münchener Neuesten Nachrichten“ behaupten, katholische Agita- 
toren suchten durch geistliche und weltliche Mittel protestantische Gemeinden 
zu katholisieren. 
Anfang Mai. (Hessen.) Wahlreformantrag. 
Die Kommission der Zweiten Kammer beantragt nach der Regierungs- 
vorlage die Vermehrung der städtischen Abgeordneten und der Vertretung 
der Städte Mainz, Darmstadt und Gießen durch ihre Oberbürgermeister 
in der Ersten Kammer sowie der Einführung des direkten Wahlrechtes. 
Abgelehnt wurde ein nationalliberaler Antrag auf Einführung der Wahl- 
pflicht, ein Zentrums-Antrag auf Annahme des Proportional--Wahlsystems 
und ein sozialdemokratischer Antrag, wonach jeder 21jährige Reichsangehö- 
rige, der in Hessen ansässig ist, das aktive Wahlrecht haben soll. Nach der 
Vorlage ist das Wahlrecht geknüpft an ein Lebensalter von mindestens 
25 Jahren, dreijährigen Aufenthalt in Hessen, hessische Staatsangehörigkeit 
seit mindestens drei Jahren und Zahlung einer direkten Staats- oder Ge- 
meindesteuer seit Anfang des Jahres, in dem die Wahl erfolgt. 
5. Mai. (Preußisches Abgeordnetenhaus.) Beratung 
über Betätigung der Frauen im öffentlichen Leben. 
Eine Petition des Landesvereins preußischer Volksschullehrerinnen 
fordert Zulassung von Frauen zu politischen Versammlungen. Minister 
des Innern v. Hammerstein: Die Regierung erkenne den Frauen ohne 
weiteres das Recht zu, sich an sozialen Bestrebungen zu beteiligen, bestreite 
ihnen aber mit aller Entschiedenheit das Recht, sich auf politischem Gebiete 
zu betätigen. Die Teilnahme an politischen Versammlungen kann schon 
heute auf Grund des § 8 des Vereinsgesetzes gestattet werden, welcher der 
Polizei das Recht zuerkennt, nicht aber die Pflicht auferlegt, die Entfernung 
anwesender Frauen aus politischen Versammlungen zu veranlassen. Der 
Minister habe daher angeordnet, daß überall dort, wo durch Anweisung 
abgesonderter Plätze und dergleichen Vorkehrungen gegen eine aktive Be- 
teiligung der Frauen an den Verhandlungen getroffen werden, die An- 
wesenheit derselben in politischen Versammlungen geduldet werden kann. — 
Die Petition wird gegen die Stimmen der Nationalliberalen und der 
Linken durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt. 
5. Mai. (Preußisches Herrenhaus.) Fürst Radziwill 
protestiert im Namen der Polen gegen die Vorwürfe des Grafen 
Hoensbroech gegen die polnische Geistlichkeit (S. 57), die nur ihre 
Rechte verteidige; Graf Hoensbroech erwidert, die polnische Geist- 
lichkeit mache die Religion der Politik dienstbar. 
5. Mai. (Hamburg.) Konferenz der Zentralstelle für
	        
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