II.
Die österreichisch-ungarische Monarchie.
1. Januar. (Cisleithanien.) Der Statthalter von Ober-
Osterreich Graf Bylandt-Rheidt wird zum Minister des Innern,
Sektionschef Klein zum Justizminister ernannt.
4. Januar. (Ungarn.) Der König löst in einer feierlichen
Sitzung das Abgeordnetenhaus auf. — Am 3. war der Schluß des
Reichstags verkündet worden; in stürmischer Sitzung hatte die
Opposition erklärt, der Verlesung der Thronrede nicht beiwohnen
zu wollen.
4. Januar. (Ungarn.) 42 Abgeordnete, die am 13. De-
zember 1904 bei der Zerstörung des Sitzungssaales mitgewirkt
hatten, werden angeklagt.
24. Januar. (Cisleithanien.) Der Reichsrat tritt zu-
sammen. Ministerpräsident Frhr. v. Gautsch erklärt:
Das Bestreben der Regierung wird vor allem darauf gerichtet sein,
wichtige, dringende Vorlagen im Verein mit beiden Häusern des Reichs-
rates der Erledigung zuzuführen. Ohne die Stellung der Regierung im
Hause zu überschätzen und frei von jedem Optimismus glaube ich aus ge-
wissen Anzeichen hoffen zu dürfen, daß das Haus nunmehr in die von
der Bevölkerung ersehnte Periode der Arbeit eintreten wird, damit sich die
Erwartungen rechtfertigten, welche der Staat und die Bürger mit Recht
an die verfassungsmäßigen Einrichtungen knüpfen. Die Arbeitsfähigkeit
des Hauses bildet nicht nur ein eminent staatliches Interesse, sondern
kommt in erster Linie dem Hause selbst zu statten. Denn nur ein aktives
Parlament vermag seine Rechte und seinen gebührenden Einfluß auf die
Gestaltung der öffentlichen Angelegenheiten in vollem Maße wahrzunehmen.
Dann werden auch die Befürchtungen schwinden, es könnte trotz der pflicht-
mäßigen entschiedensten Vertretung der österreichischen Interessen das
Gleichgewichtsverhältnis innerhalb der Monarchie gestört oder der Schwer-
punkt zuungunsten Oesterreichs verschoben werden. (Lebhafter Beifall.)
Haben sich aber die Parteien des Hauses wieder zur gemeinsamen Tätig-
keit zusammengefunden, dann scheint auch die Voraussetzung gegeben zu