Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierundzwanzigster Jahrgang. 1908. (49)

II. 
Die österreichisch-ungarische Monarchie. 
1. Januar. Der Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn 
tritt in Kraft. — Er wird im ungarischen Reichstag am 13. 
formell angenommen. 
15. Januar. (Kroatien.) Der neue Banus Baron Rauch 
wird bei seinem Einzug in Agram mit Steinwürfen empfangen. 
21. Januar. (Ungarn.) Das Abgeordnetenhaus genehmigt 
für die Dauer der Session eine Anderung der Geschäftsordnung zur 
Verhinderung der tschechischen Obstruktion. 
28. Januar. (Wien.) Im auswärtigen Ausschuß der un- 
garischen Delegation erklärt Minister Frhr. v. Ahrenthal über 
Makedonien: 
Die revolutionäre Bewegung in Makedonien und die blutige Re- 
pression durch die türkischen Truppen habe Oesterreich-Ungarn und Ruß- 
land bewogen, hierzu Stellung zu nehmen. Beide Mächte waren weit 
entfernt von dem Gedanken, überflüssiger Weise sich in die inneren An- 
gelegenheiten der Türkei einzumischen. Die Ententemächte waren vor die 
Alternative gestellt, entweder einzugreifen und dadurch einen weiteren Kon- 
flikt zu vermeiden oder die Dinge gehen zu lassen. Das hätte zu Kom- 
plikationen geführt. Die Ententemächte haben, damit sie die Situation 
nicht noch mehr verwickeln eine Aktion à deux entriert, nicht aus egoistischen 
Motiven, sondern weil ihre Interessen an Erhaltung des Friedens in jener 
Gegend engagiert waren. Behufs der Unterstützung und weiteren Aus- 
gestaltung der Aktion sind dann andere Mächte hinzugetreten. Die ganze 
Aktion beruht auf dem Prinzip, daß die Christen geschützt werden sollen 
und eine Kontrolle eingeführt wird; aber alles auf der Basis der Sou- 
veränität und Antorität des Sultans. In vielen Richtungen ist ein gewisser, 
wenn auch relativer Erfolg unserer Bemühungen festzustellen. Wenn wir 
nicht weiter gekommen sind, liegt die Schuld hieran an den Rassenkämpfen 
der letzten Jahre. Das Treiben der Banden ist der ungünstigste Punkt 
unserer ganzen Aktion. Die Mächte würden gut daran tun, wenn sie das 
Mürzsteger Programm nicht verlassen, sondern daran festhalten, es weiter 
auszugestalten. Die größere Heranziehung der Reformgendarmerie wäre 
unpraktisch. Eine Repression der Bandenbewegung muß von türkischen 
Truppen erwartet werden. Der Minister wendet sich entschieden gegen die
	        
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