XVI.
Rußland.
1. Januar. Großfürst Michael Alexandrowitsch wurde seines
Kommandos über das Gardereiter-Regiment enthoben und erhält
einen Urlaub von elf Monaten. (Siehe 16. Januar.)
2. Januar. (Finnland.) Der in Petersburg geführte dritte
Prozeß gegen die Behörden von Wiborg endet mit der Verurteilung
des Bürgermeisters und zweier Richter zu 6 Monaten Gefängnis.
3. Januar. (Moskau.) Urteil des Bezirksgerichts in einem
seit Monaten dauernden Prozeß gegen 280 Juden, die beschuldigt
waren, sich durch Bestechung gefälschte Zeugnisse über Vorarbeiten
zum Zahnarzt-Examen verschafft zu haben, um dadurch das Recht
zu erlangen, außerhalb der Ansiedelungszone zu wohnen.
79 Angeklagte wurden freigesprochen, die übrigen zu einjähriger
Kerkerhaft verurteilt. Für die Mehrzahl der Verurteilten will das Gericht
bei dem Kaiser um Strafmilderung bitten. Neun Aerzte und Beamte
wurden zu Kerkerstrafen von ein bis drei Jahren verurteilt.
5. Januar. Der frühere Mönch Jliodor wird aus der
Klosterhaft entlassen.
Anfang Januar. Der Bericht des Obermedizininspektors über
die Sterblichkeit im Jahre 1910 ist sehr ungünstig.
Die Sterblichkeitsziffer ist auf 30,5 auf 1000 Einwohner gestiegen
(1909;: 28,9); die Zahl der Geburten beträgt auf 1000 Seelen 44,2. Der
natürliche Bevölkerungszuwachs war um 3 v. H. geringer als im Durch-
schnitt des letzten Jahrzehnts.
8. Januar. Durch Reskript des Kriegsministeriums werden
die zu den Probemobilmachungen eingezogenen Reservisten bis April
im Dienst behalten.
9. Januar. Durch Beschluß des Ministerrats wird allen
fremden Fliegern untersagt, die Westgrenze Rußlands vom 14. Ja-
nuar bis 14. Juli 1913 zu überfliegen.
12. Januar. Die Neutralisierung des Athosgebirges.
Der russische Vorschlag einer Neutralisierung des Athosgebirgs fand
die Zustimmung der Regierungen aller orthodoxen Balkanstaaten. Das
Protektorat soll Rußland gemeinsam mit diesen außer Montenegro führen,
das dort kein Kloster unterhält.