Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Neunundzwanzigster Jahrgang. 1913. (54)

640 Türkei. (November 14.—Dezember 2.) 
14. November. (Larnaka auf der Insel Cypern.) Der frühere 
Großwefir Kiamil Pascha f in seiner Heimat, 85 Jahre allt. 
17. November. (Konstantinopel.) Nach jahrelangen Ver- 
handlungen wurde das Schlußprotokoll über die türkisch-persische 
Grenzregulierung von dem Großwesfir und den Botschaftern Ruß- 
lands, Englands und Persiens unterzeichnet. 
21. November. Armenische Frage. 
Das armenische Patriarchat hat die Pforte ersucht, dem armenischen 
Volke in der Deputiertenkammer eine seiner Größe entsprechende Vertretung 
zu gewähren. Der Kultusminister hat das Gesuch jedoch abgelehnt und 
erklärt, die Kammer vertrete alle Ottomanen und nicht eine einzelne 
Nationalität. Jeder Abgeordnete sei Vertreter der ganzen ottomanischen 
Nation. Das Patriarchat habe mit diesem Ersuchen seine Befugnisse über- 
cnitten. Der Minister werde derartige Anfragen zukünftig unbeantwortet 
lassen. 
23. November. (Konstantinopel.) Die militärischen Be- 
hörden unterdrückten die drei griechischen Zeitungen „Tachydvomor“, 
„Imera“ und „Anokato“. Bereits früher erfuhren drei andere 
Zeitungen das gleiche Schicksal, so daß in Konstantinopel mit seiner 
halben Million griechisch sprechenden Einwohnerzahl kein griechisches 
Blatt mehr erscheint. 
24. November. Der Sultan hat den Friedensvertrag zwischen 
der Türkei und Griechenland ratifiziert. 
30. November. Der „Tanin“ und der „Jeune Turc“ weisen 
die Behauptung des „Temps“ über die deutsche Militärmission 
zurück, weil diese keinen Kontrollauftrag haben werde. Die Re- 
organisation der türkischen Armee sei im übrigen unaufschiebbar. 
1. Dezember. Nach amtlicher Mitteilung hat der auf einem 
russischen Dampfer verhaftete Mörder Mahmud Schefket Paschas, 
Kavakli Mustapha, dessen Auslieferung Rußland verlangt, Selbst- 
mord verübt. 
1. Dezember. Auf Verlangen Rußlands ist der zum Wali 
von Adana ernannte bisherige Polizeipräfekt Asmi, der die Aus- 
lieferung Kavakli Mustaphas durchsetzte, seines Amtes enthoben worden. 
1. Dezember. Der russische Botschafter v. Giers erklärte dem 
Großwesir, Rußland habe zu seiner Regierung wegen des Falles 
Mustapha das Vertrauen verloren. 
2. Dezember. Durch ein Irade wird General Liman v. Sanders 
zum Korpskommandanten des I. Korps (Konstantinopel) und zum 
Mitgliede des obersten Kriegsrates ernannt.
	        
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