Vas Desische Reic und seine einzelnen Glieder. (März 19.—21.) 143
In der anschließenden Debatte über den Etat für Südwestafrika
richtet der Abg. Hoch (Sd.) heftige Angriffe gegen die Regelung des Dia-
mantenverkaufs. Darauf erwidert Staatssekretär Dr. Solf: „Ich möchte
annehmen, daß, wenn der Abg. Hoch die Rede, die er soeben gehalten hat,
im Stenogramm liest, er die nächste Gelegenheit ergreift, zu mir zu kommen
und sich zu entschuldigen. Ich habe dem Abg. Hoch im vorigen und im vor-
vorigen Jahre Rede gestanden über das, was er sachlich vorgebracht hat,
und ihm sogar gedankt für gewisse erwägenswerte Anregungen, die er für
die deutschen Schleiser gegeben hat; wir sind ihm sogar darin gefolgt.
Leute nun hat er eine Rede gehalten, die von Beleidigungen und sogar
Verleumdungen getragen war. (Große Unruhe bei den Sd. Rufe: Verleum-
dungen?) Der Abg. Hoch hat behauptet, daß ich geduldet hätte, daß be-
trügerische Manipulationen in der mir unterstellten Regie vorgekommen
seien; er hat gegenüber dem Aufsichtsrat der Regie behauptet, daß er seine
Hände in unehrlicher Weise im Geschäft gehabt hat. Darauf bezogen sich
die harten Worte, die ich gebraucht habe. Ich habe davon nichts zurück-
munehmen, ehe der Abg. Hoch nicht die Beleidigung zurückgenommen hat,
die er mir entgegengeschleudert hat. Er weiß ganz genau, daß das Dia-
mantengeschäft ein außerordentlich schwieriges Geschäft ist, und ich erkenne
an, daß er sich in das Geschäft der Schleifer hereingefunden hat, aber nicht
in das der Förderer. Wenn er den schwerwiegenden Vorwurf erhebt, daß
ich mit dem Aufsichtsrat meine Hände in ein schmutziges Geschäft gesteckt
habe, dann kennt er doch das Diamantengeschäft sehr wenig. Ich werde auf
diese Anschuldigungen nicht mehr antworten. Ich hätte es nicht für mög-
lich gehalten, daß der Abg. Hoch, der doch die Verhältnisse der Schleifer
kennt, in solcher Weise gegen mich und die Kolonialverwaltung auftritt.
Ich bin nun aus zwei Gründen nicht in der Lage, hier so eingehend über
die Diamanten Vortrag zu halten, als ich es eigentlich möchte. Einmal
habe ich in der Budgetkommission auseinandergesetzt, daß der Staatssekretär
die eigentümliche Eigenschaft hat, auch Diamantenhändler zu sein. Wir
sind gerade vor dem Abschluß eines wichtigen Geschäfts, und ich bin nicht
in der Lage, auf dieses Geschäft näher einzugehen. Ich habe in der Budget-
kommission auseinandergesetzt, worum es sich handelt, und die Budget-
kommission hat sich auch überzeugen lassen, daß die Regierung auf dem
richtigen Wege ist. Zum zweiten hat der Abg. Hoch angeführt, daß ich mit
den Förderern einen sehr intensiven Kampf gehabt habe. Das gebe ich zu.
Wir haben sechs Monate lang scharf gekämpft. Wir haben uns aber jetzt
versöhnt, und es hat keinen Zweck, daß wir noch mehr von den Schwierig-
keiten aufdecken, unter denen die Förderer sechs Monate zu leiden gehabt
haben. Wir haben den Weg gefunden, den der Abg. Hoch gewünscht hat;
er hat in dieser Beziehung offene Türen eingerannt. Wir haben Förderer
in den Aussichtsrat genommen, wir wollten auch einen Schleifer hinein-
nehmen, wir haben uns aber über die Person nicht einigen können. Ich
möchte nicht mehr über die Diamanten sagen, da ich noch unter dem Ein-
druck der beleidigenden Ausdrücke des Abg. Hoch stehe.“ (Beifall r.)
Abg. Erzberger (Z.) spricht den Wunsch aus, „daß es gelingen
möge, in friedlicher Arbeit die denkbar beste Verwertung der südwestafrika-
nischen Diamanten herbeizuführen, dies liegt nicht nur im Interesse der
Forderer, sondern auch im Interesse des Schutzgebiets. Man schadet dem
finanziellen Interesse des Schutzgebiets und dem Interesse der Förderer nur,
wenn man soviel hier über diese Dinge spricht. Die Einnahmen aus den
Diamanten haben im Jahre 1913 eine Höhe von 22 Millionen Mark er-
reicht. Es drängt sich nun die Frage auf, wie diese Summe zu verwerten
ist. Die Kommission hat einen Ausweg dahin gefunden, daß ein Drittel