Spanien. (Febr. 19.—März 6.) 131
19. Febr. Span.-deutscher Notenwechsel betr. Versenkung der
„Giralda“.
„Havas“ meldet: „Temps“ meldet, die span. Regierung habe am
17. Febr die Antwort auf ihre Note erhalten, die sie über die Versenkung
der „Giralda“ nach Berlin geschickt habe. Man glaube, die deutsche Regie-
rung erkläre sich grundsätzlich bereit, die span. Küstenschiffahrt zu respek-
tieren, verlange aber Bürgschaften dafür, daß die span. Fahrzeuge, die
dieser Schiffahrt obliegen, keine andere Art von Verkehr vermitteln werden.
23. Febr. Anerkennung Finnlands.
„Matin“ meldet aus Madrid: Garcia Prieto gibt bekannt, die span.
Regierung habe beschlossen, die neue finnische Regierung anzuerkennen und
die Beziehungen zu dieser Regierung aufzunehmen.
24. Febr. Kammerwahlen.
Gewählt werden: 29 Mauristen, 27 Anhänger La Ciervas, 93 Datisten,
3 Unabh. Kons. (zus. 152 Kons.), 9 Jaimisten, 1 Integrist, 2 Kath., 95 De-
mokr. (Anhänger Garcia Prietos), 39 Romanonisten, 30 Anhänger Albas,
10 Unabh. Lib. (zus. 174 Lib.), 1 Agr., 20 katal. Region., 1 astur. Region.,
1 andal. Region., 3 katal. Nationalisten, 7 bask. Nat., 3 republ. Nat., 15 Republ.,
1 Unabh. Republ., 9 Ref., 6 Soz. — Bemerkenswert an dem Wahlergebnis
ist vor allem die Niederlage der ententefreundlichen Republikaner, deren
Führer Lerroux sowohl in Madrid wie in Barcelona unterliegt. Die beiden
maßgebenden Parteigruppen (Kons. und Lib.) sind dieses Mal nahezu in
gleicher Stärke vertreten, während bisher die jeweilige Regierungspartei
stets eine bedeutende Mehrheit erzielte. Die Anhänger der strengen Neu-
tralität haben in der neuen Kammer entschieden die Oberhand.
27. Febr. Staatshaushalt 1917.
Nach amtlicher Mitteilung der span. Rechnungsbehörde stehen den
2262 (1916: 1756) Mill. Pes. Einnahmen (darunter 925 (1916: 400) Mill.
Schatzoblig.) 2284 (1916: 1680) Mill. Pes. Ausgaben gegenüber. Mehr-
einnahmen erbrachten die Mobiliar-, Industrie--, Einkommen= und Erb-
schaftssteuer, die Stempel-, Tabak., Zündholz- und Lotterieabgabe. Ver-
ringerte Erträgnisse lieferten Zölle, Alkohol, Oktroi, Sprengstoff und Militär-
abgabe. Auf der Ausgabenseite erforderten erhöhte Aufwendungen der
Schuldendienst sowie die Ressorts des Innern und des Unterrichts.
W. Febr. Kabinett krise.
Ministerpräsident Garcia Prieto überreicht dem König das Rück-
trittsgesuch des Gesamtkabinetts. Die Krise wird dadurch gelöst, daß das
Kabinett im Amt verbleibt, mit zwei Ausnahmen: Graf Caralt (katal.
Region.) ersetzt den Finanzminister Ventosa und Luis Silvela (Anh.
G. Prietos), Kommissar für Lebensmittelversorgung, übernimmt an Stelle
von Rodés das Unterrichtsministerium. — Wie Lyoner Blätter melden,
wurde die Ministerkrise dadurch verursacht, daß die Minister Ventosa und
Rodés (die Vertreter der katal. Region.) im Ministerrat die Ansicht ver-
traten, daß die Thronrede bei Eröffnung der neuen Kammer die (von den
Region. ls. Gesch Kal. 1917 Tl. 2 S. 241 f.] geforderte) Verfassungsreform an-
kündigen solle. Die übrigen Minister protestierten gegen dieses Verlangen,
worauf Ventosa und Rodés sowie der Kriegsminister ihre Demission an-
kündigten.
6. März. Der Ministerrat nimmt die Militärreformvorlage
(im Sinne der Offiziersjuntas) an.
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