Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

138 Spauien. (Sept. 26. —Ott. 18.) 
26. Sept. Marineminister Miranda tritt zurück. 
Als Anlaß wird ein Zuständigkeitsstreit mit dem Militärgouverneur 
von Cartagena angegeben. 
2. Okt. Kündigung von Handelsabkommen. 
Wie der „Temps“ aus Madrid erfährt, veröffentlicht das Amtsblatt die 
Kündigung der Handelsabkommen Spaniens mit der Schweiz von 1892/1900, 
mit Norwegen von 1892/1905, mit Dänemark von 1893, mit den Nieder- 
landen von 1892. Die Konsularkonventionen, die zwischen Spanien und 
Frankreich seit 1862 bestehen, sowie der 1892 abgeschlossene Modus vivendi 
in bezug auf den Handel, der durch Erklärungen v. 29. Nov. 1906 auf un- 
bestimmte Zeit verlängert worden war, wurden gleichfalls gekündigt. 
5. Okt. Unterrichtsminister Alba tritt zurück. 
Nach Mitteilungen der span. Presse ist der Rücktritt dadurch veranlaßt, 
daß es A. nicht gelang, zu dem von ihm seinerzeit als Finanzninister im 
Ministerium Garcia Prieto entworfenen Plan einer Kriegsgewinnsteuer die 
Zustimmung der jetzigen Regierung zu erwirken. Der Rückt#tt steht aber 
auch im Zusammenhang mit Unstimmigkeiten grundsätzlicher Art innerhalb 
des Kabinetts (s. 7. Nov.). 
Am 9. übernimmt Ministerpräsident Maura das Portefeuille der 
Justiz, der bish. Justizminister Graf Romanones die Leitung des öffent- 
lichen Unterrichts. 
18. Okt. Beschlagnahme deutscher Schiffe. 
Die span. Regierung veröffentlicht darüber folgende amtliche Note: 
Der Ministerrat hält den Zeitpunkt für gekommen, die öffeitliche Meinung 
über die schwebenden Verhandlungen betr. den Ersatz des versenkten span. 
Handelsschiffraumes zu unterrichten, eine Angelegenheit, die in der amt- 
lichen Note v. 20. Aug. (s. S. 136 f.) angekündigt wurde, als die Minister sich 
erstmals in San Sebastian vereinigten. Jene Note sagte usdrücklich, daß 
die Regierung zwar ihren Beschluß ausführen müsse, deß sie dabei aber 
die strikte Neutralität aufrechterhalten wolle, wie sie das tets gewollt habe. 
In allem Ernste hat sie auch in diesem Sinne die von der Berliner Re- 
gierung vorgebrachten Einwendungen geprüft und sich benüht, zu erreichen, 
daß man dort die von der span. Regierung für gerecht erachtete Anschauung 
annimmt. Dieser Austausch der beiden Auffassungen hat sich vollzogen unter 
gegenseitiger und dauernder Betonung, daß Spanien desungeachtet die gute 
Freundschaft zwischen beiden Regierungen erhalten wille. Die kaiserliche 
Regierung hat hierbei ihrerseits verschiedene Arten ernogen und in Vor- 
schlag gebracht, durch die der für den Seeverkehr verfügbare Schiffsraum 
vermehrt werden könnte. Angesichts der langen Zeit, die stit der Entschließung 
der span. Regierung schon verlaufen ist, und angesichs#s neuerlicher Ver- 
senkungen span. Schiffe wurde es immer dringlicher, unter dem Vorbehalte, 
daß die strittigen Punkte durch spätere Verhandlungen oder durch von beiden 
Seiten anerkannten Schiedsspruch geregelt würden, einer sofortigen Besitz- 
wechsel und eine Verwertung von deutschem Schiffsraun für Spanien aus 
den in unsere Häfen geflüchteten Schiffen vorzunehmen, welcher tatsächlich 
dem seit dem 14. Aug. versenkten span. Schiffsraum enspricht. Dabei soll 
der so erlangte Besitzstand weder den Rechten noch der juristischen Charak- 
terisierung präjudizieren, über die noch keine Ueberemstimmung herrscht, 
wie ebensowenig hierdurch die Reklamationen berührt werden, die frühere 
Versenkungen betreffen. Zu diesem Behuf sind durch freundschaftliche Be- 
nachrichtigung sieben deutsche Dampfer von zusammen 21600 Tonnen Lade- 
raum bezeichnet worden, nämlich: „Eriphia"“, „Euhhemia“", „Petschili“,
	        
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