Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

Spanien. (Okt. 24.—Nov. 7.) 139 
„Klio“, „Mathilde“, „Irmfried“ und „Rudolf“. Sie sind der span. Re- 
gierung übergeben worden in der Weise, daß besagte Uebergabe im Ein- 
vernehmen zwischen dem Verpflegungsministerium und einem höheren Be- 
amten der kaiserlichen Botschaft stattfinden wird. 
24. Okt. Wiederzusammentritt der Cortes. 
In der Kammer wird zunächst in einer Reihe von Sitzungen die 
ausw. Politik der Regierung, insbesondere die Angelegenheit der be- 
schlagnahmten deutschen Schiffe (s. o.) erörtert. Auf eine Anfrage erwidert 
Ministerpräsident Maura im Sinne der kürzlich veröffentlichten amtlichen 
Darlegung, die Uebergabe der Schiffe sei in freundschaftlicher Weise und 
im Einvernehmen mit der deutschen Botschaft erfolgt; die Politik der Re- 
gierung stehe nach wie vor auf dem Boden der strikten Neutralität. Die 
Debatte wendet sich dann einem von den Soze eingebrachten Antrag zu, 
alle Dokumente zu veröffentlichen, die sich auf die in der Angelegenheit 
zwischen Madrid und Berlin gepflegten Verhandlungen beziehen. Maura 
erklärt, die Regierung könne den Antrag nicht annehmen. Er wird dann 
mit 81 gegen 13 Stimmen und einer großen Zahl von Stimmenthaltungen 
abgelehnt. Von der äußersten Linken wird alsdann ein neuer Antrag ein- 
gebracht, in dem an den Erklärungen des Ministerpräsidenten Kritik geübt 
und die Haltung der Regierung angesichts der Angriffe auf spanische Handels- 
schiffe getadelt wird. 
In der Haltung der hauptsächlich aus Republikanern, Reformisten und 
Sozialisten zusammengesetzten Opposition kommt einerseits ihre alte Feindschaft 
gegen Maura, andererseits ihre ententefreundliche Gesinnung zum Ausdruck. 
Am 28. bezeichnet Maura die Lage der Regierung als unhaltbar; 
er ersucht um die rasche Annahme des Budgets und die Erledigung der 
dringendsten Fragen, um sich dann zurückziehen zu können. Er sehe voraus, 
daß die nächste Krise wichtige Folgen haben werde. Das ganze Volk müsse 
eingreifen, um eine Lösung herbeizuführen. 
5. Nov. Haushaltsplan für 1919. 
Die „Epoca“ berichtet: Der Finanzminister gab im Kongreß bekannt, 
daß die Einnahmen des span. Staatsschatzes für das Jahr 1919 auf 
1597976568 Pesetas und die Ausgaben auf 2176156684 Pesetas ver- 
anschlagt werden. Die Ausgaben enthalten 453 163519 Pesetas für außer- 
ordentliche Ausgaben, die durch Anleihen aufzubringen sind. 
5. Nov. Programm der Reformisten. 
Die Reformistische Partei, deren Leiter Melquiadez Alvarez ist, 
veröffentlicht ein neues Programm mit folgenden Forderungen: Beschnei- 
dung gewisser Vorrechte der Krone, Auflösung der gegenwärtigen Cortes, 
Einberufung einer Konstituante, völlige Umgestaltung des Wahloerfahrens, 
Abschaffung des Senats, Selbstoerwaltung der Gemeinden und Provinzen, 
in der auswärtigen Politik engere Beziehungen zu England, Frankreich 
und Italien, Anerkennung der Ideale Wilsons, wodurch Spanien instand 
gesetzt würde, seinen Platz im Völkerleben einzunehmen und in Westeuropa 
eine lebendige Aufgabe zu erfüllen. 
7. Nov. Rücktritt des Kabinetts Maura. 
Der Rücktritt ist nach der in der Kammer ((. o.) zutage getretenen 
Stimmung unvermeidlich. Das aus den Führern aller monarchistischen 
Parteien gebildete Kabinett, das sein Dasein der unmittelbar drohenden 
Gefahr des völligen Zerfalls der staatlichen Ordnung verdankte, ermangelte 
des inneren Zusammenhalts, um der bestehenden inner= und außenpolitischen.
	        
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