154 Grefbritansien. (Febr. 10. 12.)
Da sich nunmehr beide Häuser über die Wahlrechtsreformvorlage
(s. Gesch Kal. 1917 Tl. 2 S. 298 f.) geeinigt haben, wird die Vorlage durch kgl.
Beschluß zum Gesetz erhoben. Die Zahl der Wähler wird dadurch um zehn
Millionen Frauen von über 30 Jahren und zwei Mill. Stimmen von Sol-
daten und Seeleuten vermehrt. (S. auch 14. Dez.)
Am Abend wird das Parlament durch eine kgl. Thronrede ver-
tagt. Der König gibt darin einen Ueberblick über die Geschehnisse des
verflossenen Jahres. Er feiert den Beitritt der Ver. Staaten und beklagt
die Vorgänge in Rußland, das jetzt aufgehört habe, seinen Anteil an der
Aufgabe der Verbündeten zu tragen. Die Leistungen von Heer und Flotte
werden gerühmt, mit besonderer Betonung der Erfolge in Palästina und
in Mesopotamien. Sodann fährt der König fort: Während dieses Jahres
wurden zum erstenmale die Vertreter meiner Dominien und des indischen
Kaiserreiches zu den Sitzungen eines kaiserlichen Kriegskabinetts (s. GeschKal.
1917 Tl. 2 S. 275) eingeladen. Seine Beratungen waren von großer Wich-
tigkeit für die Weiterführung des Krieges und für die Bekundung der Einheit
des Reiches. Meine Herren vom Hause der Gemeinen! Ich danke Ihnen
für die Bereitwilligkeit, mit der Sie für die Deckung der schweren Kriegs-
ausgaben Sorge getragen haben. Es hat mich gefreut, meine Zustimmung
zu Ihren Vorschlägen für eine bessere Vertretung des Volkes geben zu
können. Ich vertraue darauf, daß diese Maßnahme einer größeren Zahl
meiner Untertanen im Ver. Königreich eine wirksame Stimme in der Re-
gierung des Landes sichern und es ermöglichen wird, daß die nationale
Einheit, die ein so bemerkenswertes Zeichen im Kriege gewesen ist, auch
bei dem nicht weniger schwierigen Werke des Wiederaufbaues in den Zeiten
des Friedens andauern wird. Die Lösung dieser schwierigen Aufgabe durch
ein Abkommen läßt mich auch hoffen, daß trotz aller Verwickeltheit des
Problems eine Lösung hinsichtlich der Regierung Irlands möglich sein wird,
über die ein Konvent von Vertretern meines irischen Volkes gegenwärtig
berät. Die erfolgreiche Fortsetzung des Krieges ist auch weiterhin unser
erstes Ziel und Bemühen. Ich flehe zum allmächtigen Gott, daß er uns
seinen Segen geben möge.
10. Febr. Neuer Propagandaminister.
Lord Beaverbrook wird als Nachfolger Carsons (s. S. 149) zum
Propagandaminister ernannt und gleichzeitig mit dem Amt der Kanzler-
schaft des Herzogtums Lancaster, das früher Lord Cawley inne hatte, be-
traut. Lord Beaverbrook hieß ursprünglich Sir Max Aitkin und ist Besitzer
des „Daily Expreß". Er hat beim Sturz des Ministers Asquith zugunsten
Lloyd Georges eine große Rolle gespielt.
12. Febr. Ablehnung des Friedens mit der Ukraine.
Wie das „Reuter“sche Bureau erfährt, halte sich die britische Regierung
nicht verpflichtet, den Frieden anzuerkennen, der zwischen Oesterreich--Ungarn,
Deutschland und denjenigen geschlossen wurde, die ihn im Namen der
Ukraine unterzeichneten.
12. Febr. (Parlament.) Eröffnung der Tagung.
Die Parlamentstagung wird vom König mit folgender Thronrede
eröffnet: Meine Lords! Meine Herren! Die Kriegsnotwendigkeiten lassen
es als unerläßlich erscheinen, daß Sie nach kurzer Pause wieder zu Be-
ratungen einberufen werden. Die Ziele, für die ich und meine Verbündeten
kämpfen, sind kürzlich von meiner Regierung in einer Erklärung dargelegt
worden, welche die entschiedene Zustimmung meiner Völker im ganzen
Reiche gefunden und eine gerechte Grundlage für die Beilegung des gegen-