160 Großbritansien. (Febr. 16. 17.)
der Aufgaben der dauernden militärischen Vertretung, die durch den Obersten
Kriegsrat bei seiner letzten Konferenz in Versailles beschlossen worden ist,
hat die Einschränkung bestimmter Befugnisse, die bisher durch den Chef
des britischen Generalstabes auf Grund eines Kgl. Erlasses vom 27 Jan.
1916 ausgeübt wurden, notwendig gemacht. Unter diesen Umständen hielt
es die Regierung für richtig, dem General Sir William Robertson die
Wahl zu überlassen zwischen der Uebernahme der Vertretung der engl.
Armee bei dem Obersten Kriegsrat in Versailles und der Fortsetzung seiner
Tätigkeit als Generalstabschef unter neuen Bedingungen. Aus Gründen,
die der Premierminister in einer Erklärung im Unterhause sobald als mög-
lich darlegen wird, vermochte Robertson sich nicht zu entschließen, den einen
oder anderen Posten anzunehmen, und die Regierung hat sein Rücktritts-
gesuch mit großem Bedauern angenommen. (S. dazu S. 161.)
Als Nachfolger Wilsons wird General Sir Heury Rawlinson zum
engl. Vertreter im Kriegsrat von Versailles bestimmt.
Der Rücktritt Robertsons bildet den Abschluß einer seit Monaten vor-
handenen inneren Krise, die durch den Gegensatz zwischen der von Robertson
und Haig vertretenen Militärpartei und der von Lloyd George geführten
Zivilpartei veranlaßt ist, bedeutet somit zweifellos einen Sieg des von der
Northcliffepresse mit allen Mitteln unterstützten Premierministers. Die
Meinungsverschiedenheiten zwischen beiden Richtungen betrafen einmal die
Durchführung des Mannschaftsersatzes. Während die Militärpartei die
Forderung einer möglichst umfassenden Rekrutierung ohne Rücksicht auf die
augenblickliche Beschäftigung der Wehrfähigen erhob, vertrat die Zivilpartei,
die die Gefolgschaft der Arbeiterpartei nicht verlieren wollte, die Auffassung,
daß dies den Lebensinteressen Englands, die auf dem Ausbau der Flotte,
der Erzeugung von Lebensmitteln und der Erhaltung der Ausfuhrindustrien
beruhten, zuwiderlaufe. Dazu kam die Frage des von Lloyd George als
unerläßlich empfundenen einheitlichen Oberbefehls, deren Lösung bisher
durch den Widerstand der engl. Heeresleitung, die von der dem engl. National-
gefühl schwer erträglichen Unterstellung aller alliierten Armeen unter ein
franz. Oberkommando eine Lahmlegung der engl. Kriegsführung befürchtete,
vereitelt worden war. Von Sir. H. Wilson, der als Gefolgsmann Lloyd
Georges in den Kriegsrat von Versailles kam, ist ein Widerspruch nicht
mehr zu erwarten.
Nach einer Meldung des „Echo de Paris“ steht der Rücktritt Robert-
sons mit dem Prozeß gegen den militär. Berichterstatter der „Morning
Post“ Oberst Repington in Zusammenhang. Robertson habe Repington
die Informationen über die Beratungen und Beschlüsse der Konferenz von
Versailles gegeben, die dieser zu dem mit Umgehung der Zensur veröffent-
lichten, den Einfluß Lloyd Georges auf die Kriegführung scharf kritisieren-
den „Morning-Post“-Artikel, der seine Verhaftung zur Folge hatte, ver-
wendet habe. — Am 21. werden Oberst R. und der Herausgeber der „M. P.“
zu je 100 Pfd. St. verurteilt.
16. Febr. Durchführung der Fleischrationierung.
„Reuter“ meldet: Der Nahrungsmittelkontrolleur beschloß die zwangs-
weise Durchführung der Fleischrationierung nach einem Entwurf, der für
London und die umgebenden Grasschaften am 25. Febr., für ganz Groß-
britannien allgemein am 25. März in Kraft tritt.
17. Febr. Viscount Northceliffe nimmt den Posten eines Direktors
der Propaganda in feindlichen Ländern an.
Gegenüber einem Reutervertreter erklärt N., er habe sich einverstanden