Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

168 Großbritannien. März 5.) 
nähere Beratungen einzutreten; zweitens: weil Hertling anerkenne, daß 
man auf der Basis der vier von Wilson aufgestellten Prinzipien über einen 
allgemeinen Frieden sprechen könne; drittens: weil der Kanzler versichere, 
mit Freuden an der Errichtung eines internationalen Schiedsgerichtshofes 
mitwirken zu wollen; viertens: weil er zu verstehen gebe, daß Deutschland 
nicht daran denke, Belgien zu behalten oder es zu einem Bestandteile Deutsch- 
lands zu machen. L. schreibt weiter, er könne nicht einsehen, warum die 
Aussprache nicht erfolgreich fortgesetzt werden könnte und warum nicht zu 
bewirken sein sollte, daß sie in eine vertrauliche Beratung übergehe. Er be- 
tont, daß die Basis für eine Uebereinstimmung in den vier Prinzipien 
Wilsons bezüglich Belgiens und des internationalen Gerichtshofes im Werden 
begriffen ist. Ueber den letzten Punkt sagt L.: Die Rückgabe Belgiens ist 
nach dem bisherigen Verlauf der Auseinandersetzungen noch die Tatsache, 
die allein zur Heilung führen muß. Aber es wird auch nötig sein, zu ver- 
sichern, daß eine gleichartige Behandlung auch für das Gebiet Frankreichs 
und die anderen durch die Zentralmächte besetzten Gebiete angewendet werden 
soll. Ein deutscher Staatsmann nach dem anderen hat die Eroberungs- 
und Annexionspolitik verleugnet. Die Schwierigkeiten werden aber immer 
größer, falls wir fordern, daß Gebiete von der einen Macht an die andere 
übertragen werden. Diese Schwierigkeiten zeigen sich bezüglich Elsaß- 
Lothringens und der italienischen Forderungen auf einige Distrikte Oester- 
reichs, ebenso wie bei den britischen Ansprüchen auf Teile des türkischen 
Reiches. L. findet, daß es unvermeidlich sei, Streitfragen dieser Art dem 
Friedenskongreß vorzulegen, gleichzeitig mit der Frage der deutschen Kolonien. 
L. fragt zum Schluß: Ist jemand der Ansicht, daß dieses Programm in 
absehbarer Zeit geregelt werden könnte, während der Weltkrieg noch wütet? 
5. März. (Unterhaus.) Marineetat. 
Bei der Einbringung des Marineetats, der die Rechnungsstellung 
für 450000 Mann enthält, gibt der Erste Lord der Admiralität Sir Eric 
Geddes einen Ueberblick über die Leistungen der Flotte und führt sodann 
aus: Die Kurve unserer Verluste an Kauffahrteischiffen senkt sich noch immer. 
Der Febr. war ein verhältnismäßig schlechter Monat, der Jan. war gut. 
Der Schiffsraumverlust im Febr. betrug etwas mehr als die Hälfte des 
Verlustes vom Febr. vor. J. In den letzten fünf Monaten (Okt.— Febr.) 
waren die Verluste 10 Proz. geringer als im Jahre vorher. Neugebaut 
wurden im letzten Vierteljahr 1917 durchschnittlich monatlich 140000 To., 
im Jan. waren es nur 58000 To., der Febr. liefert voraussichtlich beinahe 
das Doppelte. England kann im Jahre 3000000 To. leisten, wenn es alle 
Kräfste anspannt. Die feindlichen Tauchboote werden in zunehmendem Maße 
vernichtet; ebenso wächst die Abneigung der deutschen Tauchbootmannschaften 
gegen das Ausfahren. Die Aussicht, daß ein in britischen Gewässern 
arbeitendes Tauchboot zurückkehrt, beträgt ungefähr 1 zu 4 oder 5. (Wie 
G. später erklärt, habe er sagen wollen, daß von je 4 oder 5 U-Booten 
eins versenkt werde.) Seit einigen Monaten bringen wir ebensoviele Tauch- 
boote zum Sinken wie neugebaut werden. Der Feind erklärt das Geringer- 
werden seiner Erfolge aus der Verminderung des Schiffsverkehrs. Die Zahl 
der ausfahrenden Schiffe war aber im Febr. ebensogroß wie in den letzten 
sechs Monaten. Das Geleitzugsystem wirkt ausgezeichnet. Schon 35000 Schiffe 
sind so geführt worden und die Verluste waren dabei gering. Da der Feind 
die Tauchbootangriffe jetzt häufiger als früher in der Nähe der Küste vor- 
nimmt, können mehr Schiffe nach dem Angriff gerettet und nach den Docks 
zur Ausbesserung gebracht werden. 
In der Debatte spricht Asquith sein Bedauern darüber aus, daß
	        
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