Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

172 Grohbritannien. März 19.—30.) 
und Kartoffeln betrug 250000 bezw. 3 Mill. To. Auf militärischem Ge- 
biete wurden bedeutende Ergebnisse erzielt, obgleich die Entscheidung noch 
nicht erreicht ist. Zu Beginn des Jahres waren die militärischen Aus- 
sichten für die Alliierten gut; immerhin wurden ihre Angriffspläne auf 
allen Fronten gegen die Mittelmächte durch die Desorganisation der russ. 
Armee geschädigt, die zu einer so vollständigen Auflösung der letzteren 
führte, daß die Deutschen in die Lage versetzt wurden, am Ende des Jahres 
einen großen Teil ihrer Streitkräfte von der Ostfront nach der Westfront 
zu transportieren. Nichtsdestoweniger wurden während des ganzen Jahres 
1917 die deutschen Kräfte durch systematische Anstürme der alliierten Armee 
von einer befestigten Stellung in die andere geworfen. Der Feind erlitt 
denn auch schwere Verluste. Die bedeutendsten Erfolge wurden bei Arras, 
Messines und in Flandern davongetragen. Auf finanziellem Gebiete be- 
deutet neben der Erhöhung der Gewinnsteuern der Erfolg der nationalen 
Anleihen das bedeutendste Ereignis des Rechnungssahres. Die Zeichnungen 
auf die zweite Anleihe haben den beispiellosen Betrag von über einer 
Milliarde Pf. St. erreicht. Der Ankauf von Kriegssparscheinen und Landes- 
kriegsscheinen hat dank der Tätigkeit der patriotischen Vereine und der 
Kriegsparverbände ständig zugenommen. Zu Ende des Jahres betrugen die 
Einzahlungen allein aus dieser Quelle mehr als 210 Mull. Pf. St. 
19. März. (Unterhaus.) Parlament. Überwachungskommission. 
Das Haus lehnt einen Antrag des Pazifisten Trevelyan (Lib.), eine 
permanente Kommission für ausw. Angelegenheiten zu errichten, 
ab, nachdem Staatssekretär Balfour für den Fall der Annahme mit seinem 
Rücktritt gedroht hat. 
20. März. (Unterhaus.) Schiffsraumfrage. 
Der Erste Lord der Admiralität Sir Eric Geddes gibt einen ausführ- 
lichen Bericht über die Verluste der engl. Handelsflotte und den Schiffsneubau. 
(Ueber die Rede, die sich anschließende Debatte und die darauf bezüglichen halb- 
amtlichen Auslassungen des „WTB.“ s. „Nordd. Allg. Ztg. 1918“ Nr. 150.) 
23. März. (Irland.) Ersatzwahl zum Unterhaus. 
In Waterford wird an Stelle des verstorb. Führers der ir. Nat. John 
Redmond sein Sohn Kapitän Redmond mit einer Majorität von 479 
Stimmen gegen den Kandidaten der Sinnfeiner White gewählt. 
27. März. Regierungserklärung über Rußlands Schuld- 
verpflichtungen. (S. Frankr.) 
30. März. Lloyd George über die Lage. 
Premierminister Lloyd George veröffentlicht solgende Erklärung: In 
den ersten Tagen der deutschen Offensive, welche, was Konzentration 
von Truppen und Geschützen anbetrifft, nicht ihresgleichen hat, war unsere 
Lage äußerst kritisch. Dank dem Mute unserer Truppen, die dem Vormarsch 
des Feindes kräftig Widerstand boten, bis wir Verstärkungen erhalten konnten 
und unser treuer Bundesgenosse in den Kampf eingriff, hat sich unsere Lage 
nun gebessert. Der Kampf befindet sich jedoch noch in seinem Anfangs- 
stadium, und es kann noch nichts über die weitere Entwicklung der Er- 
eignisse gesagt werden. Vom ersten Tage der Offensive an hat das Kabinett 
dauernd Sitzungen abgehalten, auch stand es in steter Verbindung mit 
den Hauptquartieren und mit der franz. und amerik. Regierung. In Ueber- 
einkunft mit diesen Regierungen sind verschiedene Maßnahmen getroffen 
worden, um die Notlage verbessern zu können. Der Feind hat den Vorteil 
gehabt, von Beginn der Offensive an unter einer einheitlichen Leitung zu
	        
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