Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

188 Greßbritanzien. (Juni 18.) 
gleichgestellten Kabinett mit gleich großen Befugnissen in innerpolitischen 
Angelegenheiten nichts wissen. 
18. Juni. (Unterhaus.) Kreditvorlage. 
Bei der Einbringung einer Kreditvorlage von 500 Mill. Pf St. 
führt Schatzkanzler Bonar Law über die Lage aus: Die letzte Phase in 
diesem großen Kampfe ist die österr. Offensive in Italien. Sie ist ein Teil 
der gewaltigen Offensive, die an der ganzen Schlachtfront durchgeführt 
worden ist. Unsere Feinde haben recht, wenn sie denken, daß jeder große 
Erfolg an dieser Front weitreichende und sogar entscheidende Ergebnisse 
für die ganze Schlachtfront in Frankreich haben würde. Keine Offensive 
von diesem Umfang während des ganzen Krieges hatte einen so geringen 
Anfangserfolg wie diese. Das Oberkommando hat keine Befürchtungen über 
den Ausgang. Es wäre verfrüht, zu behaupten, daß die Gefahr vorüber 
sci, aber es ist nicht voreilig, wenn ich im Namen des Unterhauses unseren 
Dank für den Anteil unserer italienischen Verbündeten an diesem Kriege 
ausspreche. Die Lage in Frankreich ist in ihren Grundzügen bekannt. Der 
deutsche Angriff begann am 21. März. Bevor der Angriff begann, wußte 
unsere Heeresleitung und die unserer Verbündeten, daß ein deutscher Angriff 
vorbereitet wurde. Trotzdem war es sowohl unserem Generalstab wie dem 
franz. ein wenig zweifelhaft, ob der Angriff bevorstände, weil nach ihrer 
Ansicht die deutschen Truppen durch die Divisionen von der russischen Front 
einige Wochen später in viel gewaltigerem Maßstabe verstärkt werden konnten, 
als es den Alliierten möglich war. Der Angriff kam und war so erfolgreich, 
daß er allgemein die größte Besorgnis erregte. Aber obwohl die Schlacht 
fortdauert, könne man auf die Ereignisse mit einigem Vertrauen blicken. 
In dem ganzen Feldzuge hatten die Deutschen drei große strategische Ziele 
vor sich. Das erste war: Paris, das andere: die Kanalhäfen, das dritte: 
nicht nur die Niederlage der Armeen der Alliierten, sondern die Durch- 
schneidung der Verbindung zwischen den engl. und franz. Truppen. Obwohl 
die Alliierten sehr viel Gelände verloren haben, bleibt es doch wahr, daß 
keins dieser strategischen Ziele bis jetzt während dieses großen Kampfes 
erreicht worden ist. Jeder, der dem Kampfe gefolgt ist, wird anerkennen, 
daß die Ergebnisse es gerechtfertigt haben, daß der Oberbefehl vereinheitlicht 
worden ist. Eine lang andauernde Quelle der Reserven der Alliierten 
ist Amerika. Es war unzweifelhaft ein Teil des deutschen Planes, die 
Reserven der Alliierten zu verbrauchen, bevor sie von unseren Verbündeten 
in Amerika verstärkt werden konnten. Ich wünschte, es wäre möglich, dem 
Hause die Anzahl der Verstärkungen, die aus England an die Front ab- 
gegangen sind, mitzuteilen. Aber die Hauptquelle der Reserven der Alli- 
ierten bleibt Amerika. Der Zwang der Not hat das Unmögliche möglich 
gemacht. Die amerikanischen Truppen kommen nicht erst, sondern sind ge- 
kommen. Ich kann Ihnen keine Zahlen angeben, aber ich werde Ihnen 
einen Auszug aus dem Protokoll des Obersten Kriegsrates geben: „Dank 
dem raschen Eingreifen des Präsidenten der Ver. Staaten werden die An- 
ordnungen für die Beförderung der amerik. Truppen es dem Feinde un- 
möglich machen, den Sieg durch Erschöpfung der Reserven der Alliierten 
zu erringen, bevor seine eigenen erschöpft sind.“ B. L. bespricht sodann die 
Leistungen der engl. Flieger und die U-Bootgefahr: Die U-Bootgefahr be- 
steht noch und wird vermutlich der engl. Bevölkerung noch Schaden zu- 
fügen. Aber nach menschlicher Voraussicht besteht nicht die geringste Ursache, 
daß England durch Aushungerung zur Unterwerfung gezwungen werden 
könnte. Als die Deutschen den unbeschränkten U-Bootkrieg begannen, waren 
sie überzeugt, daß Amerika unter keinen Umständen seine Hilfsmittel für
	        
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