Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

Greßbritannien. (Aug. 11—18.) 211 
Deutschlands zum Stehen bringen, sondern auch eurem Lande, das so schwer 
gelitten hat, eine wirtschaftliche Stütze bieten. Wir haben euch bereits etwas 
von unsern Vorräten gesandt; es muß noch mehr davon folgen. Es ist 
unsere Absicht die natürlichen Hilfsquellen eures Landes zu fördern, nicht 
aber in unserm eignen Vorteil auszubeuten. Wir wollen den Handel wieder 
aufrichten und euch instand setzen, den euch zukommenden Platz unter den 
freien Völkern der Erde einzunehmen. Völker Rußlands, vereinigt euch mit 
uns zur Verteidigung eurer Freiheit! 
14. Aug. Anerkennung der Tschecho-Slowaken als verbündete 
Nation und kriegführende Macht. (S. S. 51.) 
Die Anerkennung der Tschecho-Slowaken als kriegführende Macht durch 
England hat nach dem „Daily Chronicle“ sowohl militärische als politische 
Bedeutung; militärische insofern, als sie dem tschecho-slowak. Nationalrat 
die maßgebende Leitung der zerstreuten tschecho= slowak. Streitkräfte zuerkenne, 
und politische, weil sie England auf die Zertrümmerung Oesterreich-Ungarn 
festlege. Das Ereignis trete damit in Parallele zu der Anerkennung Polens 
als unabhängigen Staates, die anfangs d. J. (s. Frankr., 30. Jan.) in Ver- 
sailles durch England, Frankreich und Italien erfolgt sei. Hierzu sagt das 
Blatt weiter: Die poln. Frage wie die der Tschecho-Slowaken sind Prüfsteine 
für das Wesen Europas nach dem Kriege, vor allem die poln. Frage, da 
einige der wichtigsten Teile Polens unmittelbar unter preußischer Herrschaft 
stehen. Was nun noch fehlt, ist eine ähnliche Anerkennung der Jugoslawen, 
nachdem sie ihre Streitigkeiten mit den Italienern beglichen haben. Die 
Stellung der Verbündeten würde durch diese Anerkennung wesentlich ver- 
stärkt werden, und Italien würde edel und großzügig handeln, wenn es 
den ersten Schritt dazu unternähme. 
17.—18. Aug. (Stratford.) 1. Jahreskonferenz der national- 
sozialistischen Partei. 
Die Partei hat sich im Gegensatz zu dem Pazifismus und Bolschewismus 
der britisch-sozialistischen Partei gebildet. Im Bericht des Exekutivausschusses 
heißt es, sämtliche Zweigvereine hätten sich für den Anschluß an die parla- 
ment. Arbeiterpartei entschieden. Die Nationalsozialisten seien sich zwar 
klar über ihre schwierige Stellung innerhalb der Arbeiterpartei, hielten 
jedoch ihre Zugehörigkeit zu letzterer für notwendig, um die verbandsfreund- 
liche Richtung gegen die befremdliche Mischung von Pazifismus und Bolsche- 
wismus zu stärken, welche anderenfalls in der Arbeiterpartei das Ueber- 
gewicht erhalten würde. W. Thorne erklärt, er glaube, das 90 Proz. der 
Fabrikarbeiter auf dem Boden der Nationalsozialisten ständen; hätte man 
nur ebensoviel Geldmittel zur Verfügung wie „die anderen Genossen“, deren 
Gelder jedoch nicht aus den Taschen der Lohnarbeiter stammten, so könne 
man die verderbliche pazifistische Propaganda, die jetzt überall im Lande 
vor sich gehe, wirksam bekämpfen oder gar völlig erledigen. Ein Antrag auf 
Aenderung des Parteinamens in „Sozialdemokratische Vereinigung“ wird 
abgelehnt mit der Begründung, Deutschland habe die Bezeichnung „sozial- 
demokratisch" in der ganzen Welt anrüchig gemacht. 
18. Aug. Vertretung der Dominien in London. 
Amtlich wird bekannt gemacht, daß künftig jedes Dominion einen 
Ministerresidenten in London haben werde, der Mitglied des Reichskriegs- 
kabinetts sein werde. Auch Indien werde vertreten sein. 
Das „Britische Pressebüro“ gibt ergänzend bekannt, daß die Sitzungen 
des Reichskriegskabinetts, die jetzt 2 Monate (s. S. 187) gedauert haben, 
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