Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

222 Großbritannien. Okt. 7.) 
ziehen und eine öffentliche unzweidentige Erklärung ihrer Bereitwilligkeit 
abgeben, die von Wilson sormulierten Grundsatze ehrlich und rückhaltlos auf 
jede in der schließlichen Auseinandersetzung zu regelnde Frage anzuwenden. 
Nur durch solche vorhergehende Maßnahmen und wenn diese Prinzipien 
gemäß den Worten Wilsons auf die positiven Einzelheiten, welche jede 
schließliche Auseinandersetzung ausmachen müssen, angewandt werden, können 
wir ihrem Friedenswillen vertrauen und die notwendigen Bürgschaften da- 
für verlangen, daß jede bei der Friedenskonferenz aufkommende Frage der 
Gerechtigkeit und des internationalen Rechts nicht als Gegenstand des. 
Schachers und des Kompromisses zwischen einzelnen Nationen erörtert wird. 
Gleichzeitig ersuchen wir die alliierten Regierungen, ösffentlich, gemeinsam 
zu erklären, daß die unbedingte Annahme der Bedingungen Wilsons ein- 
schließlich des Völkerbundes den Anfang der amtlichen Verhandlungen für 
den allgemeinen Frieden sein werde. Wir würden so eine gemeinsame 
Definition des Zieles und eine Uebereinstimmung betreffs der Grundlage 
des Friedens haben, welche eine erfolgreiche Erörterung möglich machen 
würden. Mit dem Präsidenten der Ver. St. sind wir der Meinung, daß 
eine solche Definition und Uebereinstimmung die wesentliche Vorbedingung 
zwischen den kriegführenden Regierungen bildet. Wir teilen seine Ansicht, 
daß die Methode für die Herbeiführung des Friedens nicht die des Wiener 
Kongresses sein kann, wo die Diplomaten heimlich die verschiedenen Länder 
zurechtstutzten, ohne sich um die MWünsche der Landesbewohner noch um 
den Willen der Nationen, für die sic zu handeln vorgaben, zu bekümmern. 
Das Volk hat schmerzliche Leiden erduldet und schwere Bürden getragen in 
der Hoffnung, daß die Menschheit schließlich aus der Auseinandersetzung 
einen bleibenden Frieden in Sicherheit bringen wird. Wir glauben, daß 
innerhalb des Rahmens des Kriegszielmanifestes der organisierten Arbeiter 
der alliierten Nationen (s. S. 162), sowie des Programmes des Präsidenten 
Wilson ein solcher Friede auf der Grundlage des Selbstbestimmungsrechtes. 
der Völker errichtet werden kann. Dieses Prinzip muß die Erörterung einer 
jeden vor die Friedenuskonferenz kommenden Frage territorialen und politischen 
Charakters leiten. Seine Nichtbeachtung kann nur zu einem prinzipienlosen 
Kompromiß führen. Unsere Generation hat den schweren Preis dafür be- 
zahlt, daß dieses Prinzip in den Friedensschlüssen nach früheren Kriegen 
verletzt und ignoriert wurde. Der gegenwärtige Weltkrieg ist hauptsächlich 
aus einer derartigen Verletzung des Rechtes der kleinen Nationen sowie 
solcher Nationalitäten entstanden, denen bisher der Zusammenhalt und die 
Kraft fehlt, ihren Anspruch, unter Regierungsformen eigener Wahl zu leben, 
geltend zu machen. Als Vertreter der organisierten Arbeiterschaft fordern 
wir die Regierung auf, diesen neuen Weg zum Frieden einzig in dem Be- 
streben zu suchen, um festzustellen, ob er zu einer internationalen Ordnung 
und zum allgemeinen Frieden führt, die zu genießen und schützen wir alle 
uns vereinigen können. Die Aufmerksamkeit der Regierung wird auf das 
Ersuchen der interalliierten Konferenz vom September gelenkt, welches das 
auf der interalliierten Konferenz vom Februar gestellte Ersuchen wiederholte, 
nämlich, erstens, daß der amtlichen Delegation zur Friedenskonferenz ein 
direkter offizieller Vertreter der organisierten Arbeiter beigegeben werde, 
und zweitens, daß eine repräsentative internationale Konferenz von Arbeiter- 
und Sozialistenorganisationen am gleichen Platze zur gleichen Zeit wie die 
Friedenskonferenz abgehalten werde, wobei jede Nation auf vier Delegierte 
beschränkt sein soll. Das gesamte Komitee betont, daß diese zwei Ersuchen 
nicht alternativ gestellt werden, und daß die Teilnahme der Arbeiter an 
der amtlichen Delegation ohne Abhaltung der erbetenen internationalen 
Konferenz von geringer Bedeutung sein würde, namentlich wegen der ge-
	        
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