272 Ffrankreich. (Sept. 5. 17.)
5. Sept. (Kammer.) Wiederbeginn der Sitzungen.
Der Präsident verliest die Mitteilung des Senatspräsidenten inbezug
auf die Verurteilung Malvys (s. S. 267). Auf Antrag des radikalen
Abg. Grodet beschließt die Kammer ohne jede Diskussion, eine besondere
Kommission von 44 Mitgliedern zu ernennen, die alle den Fall Malvy be-
treffenden Rechtsfragen, insbesondere die Gültigkeit seines Mandats prüfen
soll. Am 12. wird die Wahl der Kommission vorgenommen, die am 11. Okt.
sich mit 25 gegen 5 Stimmen bei 6 Enthaltungen gegen die Aberkennung
der politischen Rechte und des Abgeordnetenmandats ausspricht.
17. Sept. Verwaltung für Elsaß-Lothringen.
„Havas“ meldet aus Paris: Ein Erlaß reorganisiert die els.-lothr.
Dienststellen, die sortan im Ministerpräsidium unter Leitung eines Unter-
staatssekretärs zentralisiert werden sollen. Diese Zentralisation wird die
Verwaltung der wiedereroberten Lande festigen und ein Gerüst von Dienst-
stellen bilden, die die Verwaltung dieser Provinzen besorgen sollen, wenn sie
zum Mutterland zurückkehren werden. Jules Cambon, der bereits Rat
für die franz.-amerik. Angelegenheiten ist, wurde zum Rat für die els.-lothr.
Angelegenheiten ernannt und wird dem Unterstaatssekretär zur Seite stehen.
17. Sept. (Senat.) Wiederbeginn der Sitzungen, Clemenceaus
Antwort auf Burians Friedensnote.
Bei Eröffnung der Sitzung spricht Präsident Dubost den franz.
und alliierten Truppen den Dank aus für die gemeinsam gebrachten großen
Opfer und die gemeinsam errungenen Siege, aus denen der Friede der Welt
hervorgehen werde. Er betont, es sei notwendig, die Schliche Deutschlands
zu vereiteln, die darauf ausgingen, dieses Land der verdienten gerechten Züch-
tigung zu entziehen.
Hierauf hält Ministerprasident Clemenceau folgende Rede: Nach
den Ausführungen des Präsidenten beansprucht die Regierung ihrerseits
die Ehre, in dem Maße, als dies durch Worte geschehen kann, die ungeheure
Dankbarkeit der Völker, die dieses Namens würdig sind, gegenüber den
herrlichen Soldaten der Entente zum Ausdruck zu bringen, durch die die
Völker jetzt in der letzten Stunde der Entscheidung von dem Schwerte der
Barbarei befreit werden. Ein halbes Jahrhundert lang erfuhr das fried-
liebende Frankreich unwürdige Kränkungen von seiten eines Feindes, der
uns nicht verzieh, daß wir aus dem Schiffbruch das Bewußtsein des Rechtes
gerettet und die unverjährbaren Ansprüche auf Unabhängigkeit in Freiheit
aufrechterhalten haben. Kein Tag verging ohne Kriegsdrohung, ohne irgend-
eine Brutalität. Die „gepanzerte Faust“, das „trockene Pulver“ und das „ge-
schliffene Schwert“ waren die germanischen Friedensworte. Wir haben diese
furchtbar langen Stunden durchlebt unter den schlimmsten Vergewaltigungen
und Zumutungen, die noch demütigender wurden durch eine niedrige Heuchelei,
die uns zur Annahme eines freiwilligen Joches bewegen sollte, das uns allein.
vor dem allgemeinen Zusammenbruch bewahren könne. Der Augenblick ist
endlich gekommen, in dem der angebliche Herr der Welt den Entschluß faßte,
ein Ende zu machen mit dem ruhigen Frieden der Völker, die es wagten,
die Unterwerfung unter die ewige schmähliche Behandlung seitens des
Herrschers zu verweigern, der aus der Versklavung seiner Herde auf die
Unmöglichkeit einer Erhebung der edlen Gesinnung bei den unabhängigen
Völkern schloß. Und ohne stichhaltigen Grund, ja ohne den Schatten eines
Vorwandes, hat der traditionelle Angreifer sich auf unser Gebiet gestürzt,
um seine furchtbaren Verwüstungen wieder aufzunehmen. Unsere Soldaten
rückten ins Feld, um die großen Opfer zu bringen, die das Wohl des