24 Hie üserreichisch- ungristze Mesarchie und die Nachsolgestaalen. April 2.,
folg bestrebt sind, neue freundschaftliche Beziehungen mit Rumänien anzu-
knüpfen, nicht alte Wunden aufreißen, aber jeder von Ihnen kennt die
Geschichte des rumän. Kriegsausbruches und wird zugeben, daß es meine
Pflicht war, die Völker der Monarchie gegen Uleberfalle ähnlicher Art in
Zukunft zu schützen. Ich habe wiederholt gesagt, die sicherste Garantie sohe
ich in zukünftigen internationalen Abmachungen, welche den Krieg
verhindern. Ich hätte in solchen Abmachungen, wenn sie in bindender
Form gefaßt worden wären, weit stärkere Sicherheiten gegen nachbarliche
Ueberfälle gesehen als in Grenzrektifikationen. Aber ich habe außer bei dem
Präsidenten der Ver. St. noch bei keinem unserer Gegner den ernsten Willen
gefunden, auf diesen Gedanken einzugehen. Trotz des geringen Verständ-
nisses, dem dieser Gedanke vorerst noch begegnet, glaube ich dennoch, daß
er sich durchsetzen wird. Ich nehme den Bleistift zur Hand und rechne
nach, mit welch furchtbaren Lasten die Staaten der Erde aus diesem Kriege
hervorgehen werden, und ich frage mich vergebens, wie sie bei weiterer
freier Rüstungskonkurrenz die militärischen Auslagen werden decken können.
Ich glaube nicht, daß irgend ein Staat in der Lage sein wird, nach diesem
Kriege jährlich mehrere Milliarden für die durch den Krieg so bedeutend
erhöhten militärischen Bedürfnisse auszugeben. Ich glaube vielmehr, daß
die finanzielle „vis maior“ die Welt zu einem internationalen Kompromiß
über die Herabsetzung der Rüstungen zwingen wird. Meine Rechnung
ist weder idealistisch noch phantastisch — sie ist realpolitisch in des Wortes.
wahrster Bedeutung. Ich hielte es für ein großes Unglück, wenn es nicht
schließlich gelingen sollte, zu allgemeinen Vereinbarungen über die Ver-
minderung der militärischen Rüstungen zu gelangen. Der Minister gibt
sodann Einzelheiten aus dem mit Rumänien zu vereinbarenden Friedens-
schlusse, wobei er seine Geneigtheit erklärt, den Bestrebungen Bessarabiens.
nach Anschluß an Rumänien entgegenzukommen, und legt weiter eingehend
dar, in welcher Weise durch die Friedensschlüsse mit der Ukraine und Rumänien
die Versorgung der Monarchie mit den notwendigsten Lebensmitteln und
sonstigen Rohstoffen sicherzustellen versucht wurde. Hierauf fährt er fort:
Denjenigen, die mich unausgesetzt zu Annexionen drängen und daher
auch mit den bereits geschlossenen Frieden unzufrieden sind, kann ich nur
sagen, daß ich ihre Tendenzen für ganz falsch halte. Erstens werden ge-
waltsame Angliederungen fremder Bölker den allgemeinen Frieden erschweren,
und zweitens sind solche Gebietsvergrößerungen nicht unbedingt eine Stärkung
des Reiches. Im Gegenteil, bei der Konstellation der Monarchie würden
sie viel eher eine Schwächung bedeuten. Was wir brauchen, sind nicht
territoriale Annexionen, sondern wirtschaftliche Sicherungen für die Zukunft.
An ihnen müssen wir arbeiten. Wir wollen alles versuchen, um am Balkan
einen Zustand dauernder Ruhe zu schaffen. Wir dürfen auch nicht vergessen,
daß mit dem Zerfall Rußlands jener Faktor zu existieren aufgehört hat,
welcher es uns bisher unmöglich gemacht hat, einen definitiven friedlichen
Zustand am Balkan herzustellen. Und nun zu Serbien. Wir wissen, daß
in Serbien der Wunsch zum Frieden sehr groß ist, jedoch das Land durch
die Ententegroßmächte verhindert wird, denselben zu schließen. Bulgarien
muß gewisse von Bulgaren bewohnte Gebiete erhalten, aber wir wollen
Serbien nicht vernichten, nicht zertrümmern, wir wollen ihm die Möglich-
keit geben, sich zu entwickeln, wir würden einen engeren wirtschaftlichen
Anschluß Serbiens an uns nur begrüßen, wir wollen das zukünftige Ver-
hältnis Serbiens und Montenegros zur Monarchie nicht durch Motive be-
einflussen, welche einem freundnachbarlichen Verhältnisse widersprechen. Der
beste staatliche Egoismus ist der, sich mit den geschlagenen Nachbarn auf
einen Fuß zu stellen, der sie zu dauernden Freunden macht. Diesen Egoismus