Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

Stalien. (Dez. 19.—Ende.) Rämische Kurie. (Jan. 7.—Febr. 17.) 325 
O. betont dann unter der Aufzählung der Erfolge Italiens, daß der Verlauf 
des Krieges ein anderer gewesen wäre, wenn Italien nicht zuerst seine 
Neutralität erklärt, dann in den Krieg eingegriffen habe und so in erheb- 
lichem Maße an der jetzigen Entscheidung beitrug. Jetzt sei es nötig, daß 
für Italien eine Zeit internationalen Gemeinsinnes beginne, der seine 
Interessen überall da bekunde, wo er mit den anderen sowohl auf wirt- 
schaftlichem wie auf intellektuellem Gebiete in Beziehungen trete. 
Am Schluß der Sitzung spricht der Senat der Regierung und den 
Friedensdelegierten Italiens in einer Tagesordnung das Vertrauen aus, 
bewilligt das Budgetprov. und vertagt sich auf unbestimmte Zeit. 
19. Dez. Besuch des Königs in Paris. (S. S. 293f.) 
Ende Dez. Ministerkrise. 
Die Krise ist durch den Rücktritt des Ministers der öffentl. Arbeiten 
Dari und des Pensionsministers Bissolati veranlaßt. Während für Dari 
lediglich innerpolitische Schwierigkeiten maßgebend waren, bedeutet der Rück- 
tritt des Reformsozialisten Bissolati eine Demonstration gegen die von 
Sonnino verfolgte imperialistische Eroberungspolitik. B. ist insbesonders für 
einen versöhnlichen Ausgleich mit den Südsflawen eingetreten. Mit Rücksicht 
auf den bevorstehenden Besuch Wilsons wird der Ministerkrise ein rascher 
Abschluß gegeben. (Ueber die Neubesetzung der Ministerien s. Gesch Kal. 1919, 
Italien, 1. Jan.) 
VIII. 
Römische Kurie. 
7. Jan. Kundgebung für Polen. 
Auf ein Schreiben des poln. Regentschaftsrates, in dem er die 
unerschütterliche Treue des poln. Volkes zur kathol. Kirche versichert hat, 
sendet der Papst ein Antwortschreiben, worin es heißt: Wir wünschen Euch 
vor allem das, was wahrlich jeder wohlgesinnte Mensch begehrt, daß das 
edle poln. Volk zugleich mit der Möglichkeit, sich selbst zu regieren, auch 
mit Gottes Hilfe sein einstiges Wohlergehen und seinen einstigen Ruhm 
wiedererlange. Wir werden nicht aufhören, zu Gott zu flehen, daß er über 
diesem Staate seine barmherzige und schutzreiche Hand halte. 
Am 20. April meldet die „Epoca“, daß der Papst den Präfekten der 
Vatikanischen Bibliothek, Msgr. Achille Ratti, zum offiziellen Vertreter des 
Vatikans für Polen mit dem Sitz in Warschau ernannt hat. 
8. Febr. Neutralität in der Kriegszielfrage. 
Der „Osservatore Romano“ erklärt, zu der formellen Erklärung 
ermächtigt zu sein, daß der Heilige Stuhl für kriegspolitische Aktionen in 
vom katholisch-religiösen Standpunkt aus gebilligten und vom Papst er- 
laubten Veröffentlichungen keineswegs eine Verantwortung übernehme und 
daher die in jenen Veröffentlichungen vertretenen Meinungen und Be- 
strebungen bezüglich des gegenwärtigen Krieges als persönliche Ansichten. 
der betreffenden Redaktionen angesehen werden müssen. 
17. Febr. Keine Zulassung des Papstes zum Friedenskongreß. 
Der „Osservatore Romano“" schreibt mit Bezug auf die den Heiligen 
Stuhl betreffende Bestimmung des Londoner Vertrages (s. S. 302): Wenn
	        
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