Riederlande. (März 21. — 30.) 365
21. März. (Zweite Kammer.) Das Haus nimmt die Vorlage
über die Abschließung und teilweise Trockenlegung der Zuidersee an.
22. März. (Erste Kammer.) Protest gegen die Beschlagnahme
der Schiffe.
Minister des Aeußern Loudon teilt mit, er habe gestern von dem
Gesandten in London und heute früh von dem Gesandten in Washington
die Meldung erhalten, daß die assoziierten Regierungen sich nicht mit den
niederl. Bedingungen (s. S. 363) einverstanden erklären könnten und die
holl. Schiffe mit Beschlag belegen würden. L. fährt fort: Ohne einen Schein
des Rechts sind die Assoziierten zur Beschlagnahme übergegangen, obschon
die niederl. Regierung soweit gegangen ist, wie nur einigermaßen mit der
Neutralität sich vereinigen ließ. Es hat nichts genutzt. Das Unrecht ist
geschehen. Ich vertraue darauf, daß der laute Einspruch unserer Regierung
Widerhall finden wird im Parlament und in allen Schichten der Bevölkerung.
Holland hat in seiner Geschichte stets dem Grundsatz gehuldigt: Recht geht
vor Macht. Der Volksgeist lehnt sich auf, nun man uns gegenüber den
Satz anwendet: Macht geht vor Recht. Wenn unser Land gebückt gehen
* unter den Prüfungen, die aus dem Geschehenen erwachsen werden,
so wird die Regierung sich nicht vorzuwerfen haben, daß sie nicht das
Aeußerste versucht habe, um unser Volk vor diesem Unheil zu bewahren. —
Diese Auslassung des Ministers wird mit lebhaftem Beifall begrüßt. In
der Aussprache erklären die Vertreter der einzelnen Parteien, daß sie sich
mit allem Nachdruck dem Einspruch der Regierung anschlössen, und daß die
Regierung auf die Unterstützung des Parlaments und des ganzen Volkes
rechnen könne. — Minister Loudon dankt für diese Unterstützung und ver-
sichert, daß er unverzüglich einen kräftigen Einspruch nach Washington senden
und daß die Regierung näher erwägen werde, welche Schritte weiter zu
tun seien. Bei dem Entscheid darüber werde die Regierung in vertraulichem
Gedankenaustausch mit den beiden Kammern der Generalstaaten bleiben. —
Eine gleiche Protestkundgebung findet in der Zweiten Kammer statt.
Wie der Unterstaatssekretär Lord Robert Cecil im engl. Unterhaus
am 21. mitteilt, berufen sich die Alliierten bei ihrem Vorgehen gegen die
Niederlande auf das sog. lus angariae. Natürlich sei eine kriegführende
Macht, die dieses Recht ausübt, verpflichtet, Sorge zu tragen, daß die
Privatinteressen im ganzen keinen Schaden erleiden.
28. März. Beginn der Verhandlungen zwischen Deutschland
und Holland betr. die Erneuerung des wirtschaftlichen Abkommens,
das am 31. März abläuft. «
DieVerhandlungenstoßenzuåächstaufgtoßeSchwierigkeiten(f.S.368).
30. März. Die tägliche Brotration wird auf 200 Gr. herabgesetzt.
Zu dieser Maßregel sieht sich die Regierung veranlaßt, weil sie keine
Gewißheit hat, daß sie Getreide von Amerika bekommt, und man alles ver-
suchen müßte, um mit den vorhandenen Vorräten auszukommen.
30. März. Protesterklärungen gegen die Schiffsbeschlagnahme.
Das „Niederländ. Tel.-Bur.“ veröffentlicht eine Protesterklärung
der niederländ. Regierung gegen die Erklärung des Präsidenten der
Ver. Staaten v. 20. März (s. Ver. St.). Darin heißt es: Die niederl. Re-
ierung und das ganze niederl. Volk nehmen mit peinlichem Erstaunen
enntnis von der Botschaft des Präsidenten der Ver. St. Die Massenbeschlag-
nahme einer neutralen Handelsflotte — sei es auch nur für die Dauer des