34 NDie ssterreichisch- ungarische Mesarchie und die Nacselze###sten. Mai 23. 25.)
1 gem.) geschaffen werden. Die Kreise Leitmeritz und Prag Umgebung
werden am 1. Jan. 1919 errichtet; für die übrigen wird der Zeilpunkt
fallweise durch das Ministerium des Innern festgesetzt. Durch diese Ver-
ordnung, die den ersten Schritt zum nationalen Ausgleich zwischen Deutschen.
und Tschechen darstellt, soll der Geschäftsgong der polit. Verwaltung er-
leichtert werden. Von den Tschechen wird dieser Regierungeaktion, die als
eine Zerreißung des geschichtlichen Staates Böhmen betrachtet wird, der
schärfste Widerstand entgegengesetzt. Auch die Deutichböhmen sind nicht be-
friedigt, da die Verordnung die angestrebte Selbstverwaltung nicht bringt.
23.—25. Mai. (Wien.) Tagung der mitteleurop. Wirtschafts-
vereine.
Den Gegenstand der Verhandlungen bildet besonders die Frage der
Steigerung der landwirtschaftl. Produktion in den Staaten Mitteleuropas.
25. Mai. Kaiser Karl zur Nationalitätenfrage.
Kaiser Karl empfängt in Wien in Gegenwart des Ministerpräsidenten
Dr. v. Seidler mehrere Deputationen aus densüdlichen Alpenländern,
um mit ihnen eine Aussprache über die Nationalitätenfrage zu halten. In der
Deputation ist auch die slowenische Stajerc. Partei vertreten, deren Programm
seit jeher strenges Festhalten an dem Zusammenhange der Kronlander mit
Oesterreich, sowie gemeinsame wirtschaftl!. Arbeit der Deutschen und Slowenen
war. Unter Skizzierung der Lage und Bedürfnisse ihrer Gebiete ersuchen die
Führer um ein entschiedenes Machtwort gegen die südslawische Deklarations-
politik. — In seiner Antwort betont Kaiser Karl die dringende Notwendig-
keil, die noch offene Nationalitätenfrage des österr. Staatswesens einer
Lösung entgegenzuführen. Die immer wiederkehrenden Anlässe zu Reibungen
müßten beseitigt werden. Darum gelte es, die Bedingungen für das Zu-
sammenleben der einzelnen Völker im Staate zu klären und zu verbessern.
Aufgabe der Regierung werde es sein, im innigen Zusammenwirken mit
den berufenen Vertretern der Bevölkerung die richtigen Grundlagen dafür
zu ermitteln; welche Aenderungen auch immer in den Einrichtungen des
Staatswesens Platz greifen würden, die Festigkeit seines Gefüges dürfe
keine Lockerung erfahren. Ebensowenig dürften die historischen Rechte und
Ueberlieferungen der Länder beeinträchtigt und die Besonderheit der Ver-
hältnisse in jedem einzelnen Lande außer acht gelassen werden. Dies sei
sein fester Wille und die Richtschnur, die sich seine Regierung für ihre
Arbeit vor Augen halte. Bei allem Bestreben, gesunder und völkerrecht-
licher Entwicklung die Wege zu ebnen, werde sie doch immer auf der Seite
derjenigen stehen, die das heilige Erbe einer glorreichen Vergangenheit
hochhalten und den kommenden Geschlechtern unversehrt bewahren wollen.
Sie werde daher auch nicht verabsäumen, den Agitationen, die die Kraft
und Geschlossenheit des Staatswesens zu gefährden drohten, mit allen ihr
gesetzlich zustehenden Mitteln entgegenzutreten. Schließlich gibt der Kaiser
gegenüber der Deputation des Deutschen Frauenbundes der Steiermark der
zuversichtlichen Hoffnung Ausdruck, daß man in nicht allzu ferner Zeit einen
endgültigen, gerechten, segenbringenden und dauernden Frieden erlangen
werde. Dies sei das wichtigste Ziel seines Lebens im Rahmen des großen
Vaterlandes. Dem deutschen Volke in Oesterreich sei eine große, wichtige
Aufgabe zugedacht, würdig jener alle Erwartungen Übertreffenden un-
vergleichlichen Leistungen, die es in den Zeiten des Krieges erbracht und
auf die es mit Recht stolz sein darf. Er zähle auch künftig auf die treue,
bewährte Mitarbeit der Deutschen. Schon darin moöchten sie eine volle
Beruhigung finden, daß die Rechte des deutschen Volkes und die Bedingungen