Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

Scweden. (Febr. 2. 20.) 385 
Im Namen der Regierung entgegnet in der Ersten Kammer Minister- 
präsident Eden, in der Zweiten der Minister des Aeußern Hellner, der 
versichert, daß die Regierung sowohl die Selbständigkeit des Landes als 
auch die Neutralität aufrechtzuerhalten beabsichtige. Die Regierung betrachte 
es immer noch als erste Aufgabe ihrer Politik, daß das Land die jetzige 
Krise frei und von keinem fremden Joche gedrückt überstehen möge. Hin- 
sichtlich ihrer Handelspolitik bezwecke die Regierung die Beibehaltung der 
Handelsbeziehungen mit den beiden kriegführenden Gruppen. Der Minister 
erklärt weiter, er wisse wohl, daß die früheren Regierungen während des 
Krieges gewisse Richtlinien aufgestellt und festzuhalten versucht hätten. In- 
dessen auch solche Grundsätze müßten den Verhältnissen angepaßt werden. 
Die Regierung müsse in jeder Lage in vertrauensvoller Zusammenarbeit 
mit dem Reichstage so handeln, wie es mit dem Wohle des Landes und 
des Volkes am besten vereinbar sei. Betr. der schwed.-engl. Tonnagefrage 
betont er, daß die Regierung es für ihre zwingende Pflicht halte, ein Ab- 
kommen zu treffen mit derjenigen Mächtegruppe, von welcher gewisse not- 
wendige Rohwaren zu bekommen möglich wäre, auch wenn dies nur auf 
Kosten eines Teils der schwed. Handelsmarine geschehen könnte. 
2. Febr. Schweden und die Alandsinseln. 
König Gustav empfängt eine aländische Abordnung, die eine 
von fast achttausend volljährigen Bewohnern der Inseln unterzeichnete, den 
Wunsch auf Vereinigung Alands mit Schweden ausdrückende Adresse an 
den König und an das Volk Schwedens überreicht. Der König erklärt, er 
sei glücklich, sie zu empfangen und ihre Gefühle für ihr altes Vaterland 
zu erfahren, und drückt den Wunsch aus, es werde der schwed. Regierung 
im Einverständnis mit einem freien selbständigen Finnland gelingen, einen 
Ausweg zu finden, um die Schwierigkeiten für die Verwirklichung des 
Wunsches der Bevölkerung Alands zu überwinden. 
20. Febr. Hilfegesuch Finnlands. 
Der finnische Gesandte Gripenberg richtet an die schwed. Regierung 
die Bitte, Schweden möge in Finnland eingreifen. — Die schwed. Regierung 
leistet der Aufforderung keine Folge (s. u.). 
20. Febr. (Zweite Kammer.) Finnländische Frage. 
In Beantwortung einer Interpellation des Abg. Wennerstroem (Rad. 
Soz.) über die Stellungnahme der Regierung in den Fragen der Inter- 
vention in Finnland sowie der Durchfuhr und Ausfuhr von Waffen 
erklärt Ministerpräsident Eden, die Regierung habe keineswegs die Absicht, 
eine bewaffnete Intervention zu unternehmen, falls nicht die Rechte und 
Interessen Schwedens Kränkungen ausgesetzt wären, die Schweden dazu 
nötigten. Die von gewissen Stellen in Schweden gewünschte Intervention 
erwecke in den breiten Schichten des schwed. Volkes starken Widerstand, 
und sie würde die finnländ. Staatsordnung, die ihren Erfolg den schwed. 
Waffen verdanken würde, unter jenem Teile des finnischen Volkes, gegen 
welchen diese Waffen gerichtet wären, sehr verhaßt machen. Die schwed. 
Regierung habe nicht die Absicht, das bestehende Verbot der Durchfuhr und 
Ausfuhr von Waffen aufzuheben oder abzuändern. Die Regierung könne 
die Bildung von bewaffneten Korps auf schwed. Boden nicht gestatten, doch 
hätten Privatpersonen die Erlaubnis erhalten, als Freiwillige in den finnländ. 
Dienst einzutreten. Eine Lieferung von Waffen und Munition aus den 
Vorräten Schwedens habe die Regierung nicht gestatten können. Schweden 
werde sich nicht in den Bürgerkrieg Finnlands hineinziehen lassen, sei aber 
Europäischer Geschichtskalender. LIXr 25
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.