Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

400 Fximland. (Aug. 18.— Sept. 19.) 
Wrede meint, angesichts der erregten Stimmung im ganzen Lande, nament- 
lich in Karelien, sei es hohe Zeit, dem zwecklosen Parteikampf ein Ende 
zu machen. 
Durch diese Abstimmung erhält die Regierung die durch einen in der 
folgenden Nacht tagenden Ausschuß formell festgestellte Vollmacht, Verhand- 
lungen über einen Thronkandidaten aufzunehmen. 
Am 10. wird der seit Nov. 1917 tagende Ordentl. Landtag feierlich 
geschlossen. Zur Vornahme der Königswahl soll der Landtag Anf. Sept. 
zu einer außerordentlichen Tagung einberufen werden.] 
18. Aug. Der Reichsverweser bewilligt das Abschiedsgesuch der 
Senatoren Kallio und Pehkonen. 
Als Grund des Gesuches wird angegeben, daß die beiden der Agrar- 
gruppe angehörigen Senatoren mit der pposttion der Gesamtpartei gegen 
die Monarchie nicht einverstanden waren. Das Landwirtschaftsministerium 
übernimmt einstweilen der Lebensmittelminister Paloheimo. 
21. Aug. Beginn der Alandskonferenz. 
In Mariahamn tritt die deutsch-schwed.-finn. Alandskonferenz, die 
über die Schleifung der Festungsanlagen auf den Alandsinseln beraten 
soll, zusammen. Am 26. wird die Konferenz in Stockholm fortgesetzt. Nach 
einer Vertagung v. 5.—16. Sept. werden die Verhandlungen in Stockholm 
wieder aufgenommen. Die Unterzeichnung des Abkommens erfolgt am 30. Dez. 
(s. S. 391) in Stockholm. Die Frage der Zugehörigkeit ist dadurch nicht ge- 
löst. Von schwed. Seite wird die Forderung der Volksabstimmung erhoben. 
11. Sept. Einberufung des Landtags zur Königswahl. 
Amtlich wird in Helsingfors verlautbart: Nachdem der Landtag die 
Regierung ersucht hatte, vorbereitende Maßnahmen zu treffen, damit der 
Landtag sobald wie möglich die Wahl eines Königs vornehmen könne, sandte 
die Regierung, wie bekannt ist, eine besondere Deputation nach Deutschland, 
um zu erkunden, ob Prinz Friedrich Karl von Hessen willens sei, 
die Krone Finnlands anzunehmen. Auf diese Anfrage hat S. Hoheit, nach- 
dem er sich zunächst Bedenkzeit erbeten hatte, um sich über die Verhältnisse 
Finnlands Kenntnis zu verschaffen, am letzten Montag (9.) der Deputation 
eine bejahende Antwort erteilt. Der Landtag ist zum 26. Sept. einberufen, 
um die Königswahl vorzunehmen. (Prinz Friedrich Karl von Hessen, geb. 
1868 als Sohn des Landgrafen Friedrich von Hessen, ist mit Prinzessin 
Margarete von Preußen, der jüngsten Schwester Kaiser Wilhelms II., vermählt.) 
12. Sept. Ostkarelien und die militärischen Operationen. 
Das „WeB.“ meldet aus Helsingfors: Der deutsche Gesandte gab im 
Auftrage seiner Regierung der Regierung Finnlands die Erklärung ab, daß 
die deutschen Truppen, um Finnland und Schweden vor der Gefahr kriegerischer 
Verwicklungen zu bewahren, nicht in Ostkarelien einrücken werden, wenn 
England und die übrigen Ententemächte Karelien mit der Murmanküste 
räumen und die bindende Verpflichtung übernehmen, ihre Truppen von 
Karelien und der Murmanküste binnen einer noch zu bestimmenden Frist 
zurückzuziehen. — In Finnland besteht eine starke Strömung für den Erwerb 
Ostkareliens wenn nötig durch eine militärische Expedition mit deutscher 
Hilfe. Die deutsche Erklärung verursacht deshalb in diesen Kreisen eine 
gewisse Enttäuschung. 
19. Sept. Amerika erkennt Finnland nicht an. 
Das „W2B."“ meldet aus Stockholm: Der finnische Vertreter in Amerika,
	        
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