Mraine. (Aug. 22.— Okt. 5.) 495
endgültige Antwort erst in der Vollversammlung erteilt werden könne, und
bittet, bis dahin die Arbeit aller Kommisssonen zu unterbrechen.
Am 24. wird in einer Vollversammlung der Friedenskonferenz über
die ukr. Erklärung verhandelt. Die russ. Delegation verlangt eine Verhandlung
über die Grenzen auch im Dongebiete, weil die Bevölkerung sich noch nicht
selbst für die Loslösung ausgesprochen und die Ukraine zu Beginn der
Friedenskonferenz die russ. Abordnung als Vertreterin des gesamten Groß-
Rußland anerkannt habe. Da eine Einigung nicht erzielt wird, werden die
Verhandlungen vertagt.
Am 10. Sept. findet eine neue Vollsitzung statt. Dabei verliest Ra-
kowski das Exposé, das seine Delegation zur Grenzfrage der Ukraine-
delegation überreicht hat. Darin ist ausgeführt, der Don sei kein Staat, sondern
ein meuterischer Distrikt, und es sei ein unfreundlicher Akt der Ukraine, mit
ihm selbständig zu verhandeln. — Scheluchin entgegnet, die Ukraine könne
sich nicht vorschreiben lassen, mit wem sie verhandle, sie müsse den Tatsachen
Rechnung tragen. Was würde es ihr helfen, über das Dongebiet mit den
Sowjets Grenzabsteckungen zu bereden, wo doch die Sowjets dort nicht einen
Ton zu sagen hätten, sondern nur die Donkosaken? — Schließlich kündigt
Scheluchin auf das schriftliche Exposé der Russen eine schriftliche Fixierung
des ukr. Standpunktes an. (S. auch 7. Okt.)
22. Aug. Austausch der Ratifikationsurkunden des Brester
Friedensvertrages zwischen der Türkei und der Ukraine in Wien.
31l. Aug. (Odessa.) Explosionskatastrophe in den ukr. Munitions-
lagern.
Das Ergebnis der Ermittlungen läßt keinen Zweifel darüber, daß die
Entente die Urheberin war.
3. Sept. Der Hetman tritt eine Reise nach Deutschland an.
(Näh. s. Tl. 1 S. 272 f.)
10. Sept. (Kiew.) Abschluß eines Wirtschaftsabkommens mit
den Mittelmächten.
Von dem ukr. Minister Gutnik, dem deutschen Botschafter und dem
österr.ung. Botschafter wird ein Abkommen unterzeichnet, das die wirt-
schaftlichen und finanziellen Verhältnisse zwischen der Ukraine einerseits
und Deutschland und Oesterreich-Ungarn andererseits für das Wirtschafts-
jahr 1918 19 regelt. Durch diesen Vertrag wird das am 23. April (s. S. 488)
abgeschlossene Abkommen, das am 1. Aug. abgelaufen ist, erneuert.
19. Sept. Zustimmung zur österr.-ung. Friedensnote.
Die Antwortnote der ukr. Regierung auf die österr.-ung. Friedensnote
(s. S. 53 ff.) erklärt, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln den österr.
ung. Vorschlag unterstützen zu wollen. („WB.“)
4. Okt. (Kiew.) Beginn von Verhandlungen zwischen der U.
und Rumänien zur Regelung der beßarabischen Frage und des Waren-
austausches.
5. Okt. (Kiew.) Beginn von Verhandlungen zwischen der U.
und der Krim über einen Anschluß der Krim an die U.
Die Verhandlungen werden jedoch nach der dritten Sitzung ergebnislos
abgebrochen, da die ukr. Regierung die vollständige Vereinigung der Krim
mit der U. unter Zugeständnis voller Autonomie forderte, während die