536 Sulzarien. (Okt. 11.—17.)
stimmung der deutschen Regierung Sofia, und zwar mit dem gesamten
Personal der Gesandtschaft und dem größten Teil der in Sofia befindlichen
Deutschen. Der Schutz der deutschen Interessen geht auf den holländischen
Gesandten über. Auch die letzten deutschen Truppen verlassen abends Sofia.
In der Nacht rückt das zur Besetzung Sofias bestimmte franz. Regiment ein.
11. Okt. Wechsel des Generalstabschefs.
An Stelle des bisherigen Generalissimus Schekow, dessen Absetzung
(revocation) verfügt ist, wird der Oberbefehlshaber der zweiten Armee,
General Lukow, zum Chef des Generalstabes ernannt.
Sch., der sich in Wien in Behandlung befindet, hat sich gegen den
Waffenstillstand ausgesprochen.
15. Okt. (Sobranje.) Beginn der o. Session.
17. Okt. Umbildung des Kabinetts.
Die „Bulg. Tel.-Ag.“ meldet: Das durch Vertreter der demokr. und
der radikalen Partei gebildete Ministerium Malinow ist durch den Eintritt
der Führer der anderen Blockparteien, die seinerzeit in Opposition gegen
das Kabinett Radoslawow gestanden waren und nun die gegenwärtige Re-
gierung unterstützt haben, rekonstruiert worden. Das neue Kabinett Malinow
setzt sich folgendermaßen zusammen: Präsidium und Justiz: Malinow,
Inneres: Takew, Finanzen: Ljaptschew, Eisenbahn-- und Postwesen:
Muschanow, alle vier Mitglieder der demokr. Partei, Aeußeres: Theo-
dorow (Volkspartei), Handel, Industrie und Arbeit: Sakazow (Partei
der geeinigten Sozialisten), Unterricht: Kosturkow (Radikal), Oeffentliche
Arbeiten: Bakalow (Bauernpartei); das Ackerbauministerium wird bis zur
Ankunft des Führers der Bauernpartei Dragiew prov. vom Finanzminister
geleitet werden. Das Kriegsportefeuille behält General Sawow. Die so-
zialistische und die Bauernpartei sind zum erstenmal in einer Regierung
vertreten. Die neue Zusammensetzung der Regierung wird in den politischen
Kreisen als eine Zusammenfassung der Parteien des ehemaligen oppositionellen
Blocks begrüßt, die bestimmt sein wird, die Stellung der Regierung zu festigen
und die neue politische Richtung des Landes zu stärken.
Am 18. stellt sich das neue Kabinett der Sobranje vor. Minister-
präsident Malinow gibt eine Erklärung ab, worin er sagt, sein Programm
entspreche im wesentlichen den Notwendigkeiten des Augenblicks, deren be-
friedigende Lösung die Nation erwarte. Dieses Programm sei ein solches,
wie es jede Regierung, die gegenwärtig die öffentlichen Angelegenheiten in
Bulgarien leiten würde, befolgen müßte. Die innere Politik des Ministeriums
werde darauf ausgehen, dem Lande die Ruhe wiederzugeben und das ver-
fassungsmäßige Regime zu befestigen sowie Verhältnisse zu schaffen, die die
demokr. Bestrebungen der Nation zu befriedigen ermöglichen sollen. Dies
sei die unerläßliche Aufgabe, die jeder weiteren Arbeit vorangehen müsse.
Außerdem sei diese Aufgabe die einzig mögliche unter den gegenwärtigen
Umständen, wo Tausende von Bürgern infolge der nicht beendeten De-
mobilisierung noch nicht in ihre Heimat zurückgekehrt sind und die inter-
nationale Lage des Landes nicht gefestigt ist. Was die äußere Politik
betreffe, über die der neue Minister des Aeußern Theodorow bei der ersten
Gelegenheit ein eingehendes Exposé erstatten werde, so sei sie durch folgende
drei Tatsachen bestimmt: Erstens: Die bis zum Abschlusse des Waffenstill-
standes besetzten Stellungen sind jetzt ausgegeben. Zweitens: Alle im gegen-
wärtigen Kabinett vertretenen Parteien hatten vor dem Eintritte Bulgariens
in den Krieg eine gemeinsame klare und scharf umrissene Auffassung von
der äußeren Politik, die Bulgarien befolgen müsse. Drittens: Die neuen