Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

556 Pereinigte Staaten von Nerdemerike und Kausba. (Jan. 1.—8.) 
Der Sekretär des Schatzamts McAdoo (Schwiegersohn Wilsons) wird 
zum Generaldirektor der Eisenbahnen ernannt. — Am 4. legt Präsident 
Wilson dem Kongreß seine Vorschläge betr. das Vorgehen der Regierung 
gegenüber den Eisenbahnen vor. Danach sollen die Eisenbahngesellschaften 
eine angemessene Entschädigung erhalten. Ein Fonds von 500 Mill. Dollar 
ist für Instandhaltung und Verbesserung der Eisenbahnen vorgesehen. 
1. Jan. Organisation der Revolutionspropaganda unter den 
Mittelmächten. 
Der „Köln Ztg.“ wird am 31. Jan. aus Berlin gemeldet: In Wa- 
shington ist am Neujahrsabend ein Werbe-Ausschuß in Tätigkeit getreten 
mit dem Zweck, bei den Mittelmächten eine revolutionäre Bewegung 
einzuleiten. Man beabsichtigt, überall Deutsche, Oesterreicher oder auch 
gut Deutsch sprechende Neutrale anzuwerben, die bereit sind, im Innern 
den Kampf gegen die Regierungsgewalten aufzunehmen. Möglichst unauffällig 
sollen diese Leute ihre Tätigkeit ausüben, um Stimmung für einen Um- 
sturz zu machen. Insbesondere denkt man dabei auch an internierte 
und kriegsgefangene Angehörige der Mittelmächte. Bei ihrer Auswahl 
will man sich der Hilfe der Konsuln, über die der Verband in den 
neutralen Ländern in reichlichem Maße verfügt, bedienen. Auf diese 
Weise glaubt man am sichersten gegen etwaige Mißgriffe geschützt zu sein. 
Die Werber will man mit guten Ausweisen versehen, und sie sollen sowohl 
vom Ausschuß unmittelbar wie auch von den Konsulaten mit den nötigen 
Geldmitteln ausgestattet werden. Länder wie die Schweiz und die skan- 
dinavischen Staaten erachtet der Ausschuß für besonders günstig für seine 
Zwecke. Die Kosten der Gesamtpropaganda wollen die Ver. St. tragen, und 
der dafür festgesetzte besondere Fonds soll etwa 150 bis 200 Mill. M. be- 
tragen. Geplant wird, im Haag, Basel, Zürich, Kopenhagen, Bergen usw. 
besondere Zweigstellen zu errichten, die sich namentlich auch mit dem 
Schmuggel von Broschüren und sonstigen Werbeschriften befassen sollen. Auch 
auf Bulgarien und die Türkei will man die Tätigkeit ausdehnen, um so 
eine Gesamtbewegung bei den Mittelmächten hervorzurufen. Als besonders 
geeignet für die Werbetätigkeit hält der Ausschuß Seeleute und Metall- 
arbeiter, und man beabsichtigt, durch diese insbesondere auch eine weit- 
gehende Sabotage treiben zu lassen. 
2. Jan. Maßnahmen gegen die Deutschen. 
Die „Times“ melden aus Washington: Das Justizdepartement gibt be- 
kannt, daß am 4. Febr. mit der Einschreibung von ungefähr einer halben 
Million nicht naturalisierter Deutscher als feindlicher Ausländer zum Schutze 
egen Spionage und Sabotage begonnen werden soll. Von allen männlichen 
seitdlichen Untertanen über 14 Jahren werden Fingerabdrücke gemacht, alle 
bekommen eine Ausweiskarte. Sie dürfen auch nicht ohne Zustimmung der 
Polizei ihre Wohnung verändern. 
4. Jan. (Neufundland.) Rücktritt des Premierministers. 
Der seit 10 Jahren im Amt befindliche Premierminister Sir Edw. 
Morris tritt aus innerpolitischen Gründen zurück. Sein Nachfolger wird 
W. F. Lloyd. - 
8. Jan. (Kongreß.) Wilsons Weltfriedensprogramm. (Die 
„14 Punkte“.) 
Präsident Wilson richtet an den Kongreß folgende Ansprache: Meine 
Herren vom Kongreß! Wieder einmal, wie schon so oft zuvor, haben die 
Wortführer der Mittelmächte ihren Wunsch angekündigt, die Kriegsziele so-
	        
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