Vereiniste Stasten von Uerdamerika und Kanada. (Aug. 30. Sept. 1.) 585
Bier und andere Malzgetränke vom Markte zu verschwinden haben, sobald
die Vorräte aufgebraucht sind.
30. Aug. (Repräsentantenhaus.) Kriegsgewinnsteuer.
„Reuter“ meldet aus Washington: Die Finanzkommission des Re-
präsentantenhauses hat den Bericht über die Gesetzesvorlage betr. die Kriegs-
einkommensteuer angenommen. Diese Vorlage sieht eine Besteuerung von
20 Proz. der Kriegsgewinne neben einer Steuer von 35 bis 70 Proz. auf
außergewöhnliche Kriegsgewinne vor. Der höchste Steuerzuschlag aus Ein-
kommen wird auf 65 Proz. erhöht. Die Normalsteuer für Einkommen über
4000 Dollar wird 12 Proz , betragen, die für Einkommen unter 4000 Dollar
und über dem steuerfreien Mindesteinkommen 6 Proz. Die Gesetzesvorlage
rechnet mit einer Einnahme von 8 Milliarden Dollar. (S. auch 20. Sept.)
1. Sept. Abkommen mit Spanien. (S. dort.)
1. Sept. Präsident Wilson erläßt anläßlich des Arbeitstages
(2. Sept.) folgende Botschaft:
Liebe Mitbürger! Der Arbeitstag des Jahres 1918 ist nicht wie jeder
andere, den wir erlebt haben. Der Tag hat stets eine tiefe Bedeutung für
uns gehabt, aber heute ist er von allerhöchster Bedeutung. So sehr wir
schon vor einem Jahre uns des Kampfes auf Tod und Leben bewußt waren,
in den die Nation eingetreten ist, so erkannten wir seine Bedeutung doch
nicht so klar, wie wir es jetzt tun. Wir wußten zwar, daß wir alle an
ihm teilhatten und zusammenstehen und kämpfen müßten, aber wir machten
es uns nicht so klar wie heute, daß wir alle zu den Fahnen gerufen sind
und zu einer einzigen Armee gehören, die aus vielen Teilen besteht und
viele Aufgaben hat, aber durch eine einzige Pflicht befehligt wird, die uns
unser einziges Ziel vorschreibt. Wir wissen heute, daß jedes Werkzeug in
jeder wesentlichen Industrie eine Waffe ist, eine Waffe, die zu demselben
Zweck geschmiedet ist, wie das Armeegewehr, legten wir sie nieder, so wäre
auch das Gewehr nutzlos. Und wozu dient diese Waffe? Wofür kämpfen
wir? Weshalb stehen wir unter den Fahnen? Weshalb müßten wir uns
schämen, wenn wir es nicht wären? Anfänglich schien es kaum mehr als
ein Verteidigungskrieg gegen einen militärischen Angriff Deutschlands zu sein.
Belgien war vergewaltigt, Frankreich sah sein Gebiet überströmt, Deutschland
kämpfte wieder wie 1870 und 1866, um seine ehrgeizigen Absichten in
Europa zu befriedigen, und es war notwendig, der Gewalt mit Gewalt
entgegenzutreten. Aber es wird jetzt offenbar, daß es sich um viel mehr
handelt als um einen Krieg, der das Gleichgewicht der Mächte in Europa
verändern soll. Es ist heute klar, daß Deutschland sich gegen das wandte,
was freie Männer überall wünschen und besitzen müssen, nämlich das Recht,
ihr eigenes Schicksal zu bestimmen, Gerechtigkeit zu verlangen und ihre
Regierungen zu zwingen, für sie und nicht für die privaten, selbstischen.
Interessen einer regierenden Klasse zu handeln. Es ist ein Krieg, die Nationen
und Völker der Welt gegen jede solche Macht, wie die heutige deutsche Auto-
kratie sie darstellt, zu sichern, es ist ein Befreiungskrieg (war of emancipation),
und ehe er gewonnen ist, können die Menschen nirgends frei von beständiger
Furcht leben und ruhig atmen, während sie ihren täglichen Geschäften nach-
gehen, noch sicher sein, daß die Regierungen ihre Diener und nicht ihre
Herren sind. Dies ist daher von allen Kriegen einer, den die Arbeiterschaft
unterstützen muß, und zwar mit ihrer ganzen zusammengefaßten Kraft.
Die Welt, das Leben der Menschen können nicht sicher sein, keines Menschen
Recht kann zuversichtlich und erfolgreich gegen eine herrschende Regierung
von eigenmächtigen Gruppen und Sonderinteressen sich durchsetzen, solange