Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

590 Vereinigte Staaten von Nordamerike und Kauads. (Sept. 27.) 
untertan zu machen? Sollen die Völker selbst in ihren eigenen inneren An- 
gelegenheiten durch willkürliche und unverantwortliche Gewalt regiert und 
beherrscht werden, oder durch ihren eigenen Willen, nach eigener Wahl? 
Soll es einen gemeinsamen Maßstab von Recht und Vorrecht für alle Völker 
und Staaten geben, oder sollen die Mächtigen tun können, was sie wollen. 
während die Schwachen wehrlos leiden müssen? Soll der Vollzug des 
Rechts vom Zufall und von gelegentlichen Bündnissen abhängen, oder soll 
es einen Verband geben, um die Beobachtung allgemeiner Rechte zu er- 
zwingen? (Those issues are these: Shall the military power of any 
nation or group of nations be suffered to determine the fortunes of 
peoples over whom they have no right to rule except the right of force? 
Shall strong nations be free to wrong weak nations and make them 
subject to their purpose and interest? Shall peoples be ruled and 
dominated. even in their own internal affairs. by arbitrary and irres- 
ponsible force or by their own will and choice? Shall tbere be a common 
standard of right and privilege for all peoples and nations or shall the 
strong do as they will and the weak suffer without redress? Shall the 
assertion of right be haphazard and by crasual alliance or shall there 
be a common concert to oblige the observance of common rights?) 
Kein Mensch und keine Gruppe von Menschen machte diese Fragen zu den 
Kernfragen des Kampfes. Sie sind es nun und müssen also erledigt werden, 
nicht durch künstliche Vereinbarung oder Kompromiß oder Interessenaus- 
gleich, sondern endgültig, für immer und unter voller, unzweideutiger 
Wahrung des Grundsatzes, daß das Interesse des Schwächsten ebenso heilig 
ist, wie das des Stärksten. Das meinen wir, wenn wir mit Einsicht und 
mit wirklicher Kenntnis und Erfassung der in Frage stehenden Sache von 
einem dauernden Frieden reden. 
Wir stimmen alle darin überein, daß mit den Regierungen der Zentral- 
reiche weder durch irgendeine Art von Gelegenheitshandel noch durch 
Kompromiß der Friede erreicht werden kann, weil wir bereits mit ihnen 
unterhandelt und auch in Brest-Litowsk und Bukarest gesehen haben, wie 
sie mit andern Regierungen, welche Teilnehmer an diesem Kampfe waren, 
unterhandelten. Sie haben uns überzeugt, daß sie ohne Ehre sind und 
keine Gerechtigkeit beabsichtigen. Sie beobachten keine Verträge, erkennen 
keinen Grundsatz als nur die Gewalt und ihre eigenen Interessen an. Wir 
können uns mit ihnen nicht einigen. Sie haben dies unmöglich gemacht. 
Das deutsche Volk muß endlich völlig inne werden, daß wir das Wort derer, 
welche uns diesen Krieg aufgezwungen haben, nicht annehmen können.“*) 
Wir denken weder die gleichen Gedanken, noch sprechen wir die gleiche 
Sprache der Verständigung. (We cannot come to terms’ with them. 
They have made it impossible. The German people must by this time 
be fully aware that we cannot accept the word of those who forced 
this war upon us. We do not think the same thoughts or speak the 
same language of agreement.) Von höchster Wichtigkeit ist auch, daß 
wir klar festlegen, daß der Friede durch keine Art von Kompromiß , 
oder durch irgendeinen Abzug von den Grundsätzen, die wir zu unseren 
Kriegszielen gemacht haben, erreicht werden kann. Darüber sollte kein 
Zweifel aufkommen können. Ich nehme mir daher die Freiheit, mit der 
äußersten Offenheit über die praktischen Folgerungen zu sprechen, die daraus 
hervorgehen. Wenn in Tat und Wahrheit, wie ich es glaube, das gemein- 
same Ziel der gegen Deutschland verbündeten Regierungen und ihrer Völker 
1) Die in eingeschlossenen Sätze fehlten in der in der „Nordd. Allg. Ztg.“ 1918 
Nr. 509 mitgeteilten Uebersetzung der Rede.
	        
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