606 Pereinizte Staaten von Nerbamerihe und Kausba. (Dez. 3.—4.)
licher Verbindungen mit den feindlichen Ländern handelt. Es ist notwendig
gewesen, eine stets verfügbare Drahtverbindung zwischen Paris und dem
Staatsdepartement und eine andere zwischen Frankreich und dem Kriegs-
departement offen zu halten. Damit das mit möglichst geringer Beeinträchtigung
der übrigen Benützer der Kabel geschehen könne, habe ich einstweilig die
Kontrolle über beide Kabel übernommen, um ihre Benützung in ein ein-
heitliches System zu bringen. Ich habe das auf den Rat der erfahrensten
Kabelbeamten hin getan, und ich hoffe, daß die Ergebnisse meine Erwartungen
rechtfertigen werden, daß die Nachrichten der nächsten paar Monate mit
der größten Freiheit und mit möglichst geringer Verzögerung von der einen
Seite der See nach der anderen gehen. Ich darf wohl hoffen, m. H. vom
Kongreß, daß ich bei den schwierigen Aufgaben, die jenseits des Ozeans
meiner harren, bei meinem Bemühen, die Grundsätze und Ziele des Landes,
das wir lieben, wahrhaft und ehrlich auszulegen, auf Ihre Förderung und
Unterstützung rechnen kann. Ich begreife die Größe und Schwierigkeit der
Aufgabe, die ich übernommen habe. Ich fühle die ernste Verantwortlichkeit.
Ich bin ein Diener des Volkes. Ich kann bei der Erfüllung einer solchen
Aufgabe keine persönlichen Empfindungen oder Absichten haben. Ich gehe,
um mein Bestes für die gemeinschaftliche Regelung zu geben, die ich jetzt
auf der Konferenz mit den maßgebenden Leitern der verbündeten Regierungen
zustande bringen will. Dennoch rechne ich auf ihre freundliche Unterstützung.
Ich werde nicht unerreichbar sein. Durch Kabel und Funkspruch bin ich
erreichbar, um Ihnen jeden Rat zu erteilen und jeden Dienst zu erweisen,
den Sie von mir verlangen. Es wird mir zur Genugtuung gereichen, in
steter Fühlung mit Ihnen zu bleiben, und ich hoffe, mit der Versicherung
zurückkehren zu können, daß die großen Ideale, für die Amerika gekämpft
hat, verwirklicht sind.
3.—4. Dez. (Senat.) Opposition gegen Wilson.
Senator Knox (Rep.) bringt eine Entschließung ein, die mit der Bil-
dung eines Völkerbundes und mit einschneidenden Veränderungen in den
Völkerrechtsbestimmungen über die Freiheit der Meere zusammenhängenden
Fragen bis nach der Friedenskonferenz zu vertagen. In der Entschließung
wird auch die sofortige Abberufung der amerik. Expeditionsstreitkräfte zu
Wasser und zu Lande und die Annullierung der Kriegsvollmachten des
Präsidenten nach Annahme der Waffenstillstandsbedingungen durch den Feind
verlangt. Die Entschließung wird ohne Debatte der Kommission für aus-
wärtige Angelegenheiten überwiesen. Senator Sherman (Rep.) beantragt,
daß das Amt des Präsidenten nach Wilsons Abreise für unbesetzt erklärt
werden soll, und gibt der Meinung Ausdruck, daß die Reise des Präsidenten
ungesetzlich sei, weil dadurch die gesetzgebende Macht des Kongresses suspendiert
werde. Der Senat stimmt der Rede Shermans ausnahmslos zu und kritisiert
das Verhalten des Präsidenten.
Am 4. beginnt der Senat eine allgemeine Debatte über die 14 Punkte
Wilsons. Senator Frelinghuysen (Rep.) verlangt, daß der Präsident
seine Prinzipien, die verschiedene Auslegungen zuließen, öffentlich inter-
pretiere. Er sagt, der Präsident solle keine radikalen Vorschläge machen,
ehe er die Gewißheit habe, daß das Volk ihnen zustimme. Senator Kellogg
(Rep.) sagt, der Völkerbund dürfe keine übergeordnete Regierung sein, die
die inneren Angelegenheiten der Völker beherrsche und sich in sie einmenge;
wohl aber könne er ein Welttribunal für Entscheidungen über internationale
Streitfragen sein.
Am 6. Dez. lehnt die Kommission für ausw. Angelegenheiten des Senats
einstimmig den Antrag ab, eine Beobachtungskommission aus 4 Mitgliedern