Full text: Europäischer Geschichtskalender. Neue Folge. Vierunddreißigster Jahrgang. 1918. Zweiter Teil. (59b)

624 Mittel= und Sübameriks. (Mai 25.— Juni 28.) 
25. Mai. (Mexiko.) Konflikt mit Kuba. 
Die beiderseitigen Vertreter werden abberufen, jedoch stellt eine Mel- 
dung der „Agence Havas"“ v. 28. den formellen Bruch zwischen Mexiko und 
Kuba in Abrede. Der Konflikt ist, wie der „Voss. Zig.“ am 1. Juli aus 
Bern auf Grund von Nachrichten der amerik. Presse mitgeteilt wird, auf 
Maßregeln Kubas zurückzuführen, die den Verkehr Mexikos mit Spanien 
beeinträchtigen sollten. Diese Maßnahmen wurden auf Verlangen der 
Ver. Staaten durchgeführt. Es handelte sich hauptsächlich um die Lieferung 
von Kohlen an die Schiffe der „Compagna Transatlantic Espagnola“, die den 
Verkehr zwischen Veracruz und Cadix besorgt und hierbei in Havanna an- 
legen muß, um Kohlen zu laden. Da diese Schiffe die Post von Mexiko 
nach Spanien führen und diese Post der kub. bezw. der amerik. Zensur 
nicht ausliefern wollten, wurde zu dem Mittel der Kohlenverweigerung 
gegriffen. 
1. Juni. (Chile.) Eröffnung des Kongresses. 
In der Eröffnungsrede des Präsidenten der Republik wird der 
Wille der Regierung, an ihrer Politik strikter Neutralität festzuhalten, betont. 
9. Juni. (Costarica.) Kongreßbeschlüsse. 
Der Kongreß drückt der Regierung des Präsidenten Tinoco mit 28 
gegen 3 Stimmen sein Vertrauen aus. Gleichzeitig wird ein Beschluß an- 
genommen, in dem das Bedauern über die Stellungnahme der amerik. 
Regierung zu Costarica ausgedrückt wird. Der Kongreß sei von dem 
Widerspruch zwischen den demokratischen Kriegszielen der Ver. St. und 
ihrer Stellungnahme zu einer kleinen Republik überrascht. — Die Regierung 
Tinocos kam in Costarica Anfang 1917 nach der Absetzung des Präsidenten 
Gonzalez zur Herrschaft. Trotz der Anstrengungen von seiten Costaricas 
wurde die neue Regierung bisher von den Ver. St. nicht anerkannt, an- 
geblich im Hinblick auf die unkonstitutionellen Mittel, durch die Tinoco 
zur Macht gelangt sei. In Wirklichkeit ist Präsident Wilson gegen Costarica 
aufgebracht, da es im Verein mit San Salvador und Honduras gegen den 
im Febr. 1916 zwischen den Ver. St. und Nicaragua abgeschlossenen Ver- 
trag. durch den diese Republik geradezu zu einem Schutzgebiet der nord- 
amerik. Union wurde, bei dem i. J. 1907 auf Anregung der Ver. St. ins 
Leben gerufenen Mittelamerik. Schiedsgerichtshof Protest eingelegt hat. 
12. Juni. (Peru.) Die Regierung läßt die in Poxt Callao 
liegenden deutschen Schiffe militärisch besetzen. („Havas.“) 
28. Juni. (Panama.) Amerikanische Landung. 
Die „Associated Preß“ meldet unterm 29.: Amerik. Truppen sind am 
28. in den beiden Hauptorten der Republik Panama, in Colon und Panama, 
gelandet worden, mit der Begründung, daß die sozialen Zustände in diesen 
beiden Städten das Eingreifen der Ver. Staaten auf Grund des Vertrages 
von 1904 rechtfertigen. — Die „Voss. Ztg.“ bemerkt dazu: Die letzte Re- 
gierung der Republik Panama unter dem Präsidenten Valdez versäumte 
es, die Lebensverhältnisse in den beiden Städten zu bessern, so daß die 
amerik. Soldaten der sog. Kanalzone beschlossen, Colon und Panama zu- 
sammen zu boykottieren, bis sich die Regierung von Pamama ensschlietzen 
würde, den militärischen Autoritäten zu gehorchen. Die neue Regierun 
unter dem Präsidenten Urriola vollzog verschiedentlich Reformen, sah sich 
jedoch zu einer Verschiebung der Neuwahlen veranlaßt. Die Opposition 
soll nach Washington einen Protest dagegen eingereicht haben. — Es handelt 
sich für die Ver. St. vor allem darum, die Ausübung der Polizeigewalt
	        
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