Pie österreichisch-ungarische Menarchie und die Nachfolgsestasten. (Sept. 19.) 59
Schritt Oesterreich--Ungarns sei ebenso loyal gegenüber den Bundesgenossen
wie ohne Hintergedanken gegenüber den feindlichen Mächten. Der Erfolg
werde vielleicht nicht unmittelbar eintreten, die ihm zugrundeliegende loyale
Absicht werde aber zweifellos die Ueberzeugung stärken, daß kein bei Fort-
setzung des Krieges noch möglicher Erfolg imstande sein werde, die schweren
Opfer aufzuwiegen, die das blutige Ringen den Völkern noch auferlegen
werde. — Als Konferenzort ist von der österr.-ung. Regierung Haag in
Aussicht genommen (s. Niederl., 28. Sept.).
Bereits am 19. stellt eine amtliche Auslassung der österr.-ung. Re-
gierung fest, daß die Ablehnung ihrer Anregung, vertrauliche Vorbesprechungen
über die Friedensfrage zu pflegen, kaum mehr zweifelhaft sein könne; trotz-
dem bleibe der Vorschlag der österr.-ung. Regierung aufrecht. Am 22. äußert
sich Graf Burian in einer Unterredung mit dem Chefredakteur des „Berl.
Tagebl.“ Theodor Wolff über die ablehnende Haltung der Entente,
wobei er zum Schluß ausführt: Für den Augenblick hat meine Note jeden-
falls das eine erreicht — und das war einer ihrer Nebenzwecke —, daß
die Lage auf der Gegenseite in eine helle Beleuchtung gerückt wurde. Sie
hat uns manches erkennen lassen, was wir vielleicht ahnten, aber doch
nicht so genau sahen. Wenn meinem Schritt auch der Erfolg versagt war,
den Weg zum Frieden schon jetzt zu eröffnen, so wird mich dies nicht
hindern, den beschrittenen Pfad weiter zu verfolgen. Wir werden natürlich
nicht auch gleich einen nächsten Schritt tun, sondern erst nach einer gewissen
Pause, jedesmal, wenn uns der Augenblick dazu geeignet erscheinen wird
und stets in vollstem Einvernehmen mit unseren Verbündeten, aber ich
glaube, daß man nicht die Hände in den Schoß legen und die Zeit nicht
ungenützt verstreichen lassen darf.
Die Antworten der Ententemächte (s. unten 19. und 21. Sept.
sowie Großbr., 16. Sept., Frankr., 17. Sept., Italien, 18. Sept.) auf die
Note lauten vollkommen ablehnend. Allgemein wird die Note als eine Aus-
wirkung der militärischen Erfolge der Alliierten betrachtet. Eine gemein-
same Antwort erfolgt nicht, da die Abfassung einer gemeinsamen Note,
wie das „Echo de Paris“ meldet, Unstimmigkeiten hervorgerufen haben würde.
(Ueber die Antworten der Verbündeten s. Deutsches Reich, 20. Sept.,
Bulg., 21. Sept., Türkei, 24. Sept.; s. ferner Ukr., 19. Sept.)
19. Sept. Antwort der Ver. Staaten auf die österr.-ung. Note.
Der kgl. schwed. Gesandte in Wien bringt im Auftrage seiner Re-
gierung dem k. und k. Ministerium des Aeußern den Text der Antwort
der Regierung der Ver. St. von Amerika vom 17. auf die Note der österr.=
ung. Regierung vom 14. (s. S. 54 ff.) zur Kenntnis, welche der kgl. schwed.
Gesandte in Washington dem kgl. Ministerium des Auswärtigen in Stock-
holm übermittelt hat. Der Text dieser Antwort lautet: Ich habe die Ehre,
den Empfang Ihrer Zuschrift v. 16. Sept. zu bestätigen, mit welcher mir
eine Note der österr.-ung. Regierung mitgeteilt wurde, die einen Vorschlag
an die Regierungen aller kriegführenden Staaten enthielt, dahingehend,
diese mögen Delegierte zu einer vertraulichen und unverbindlichen Aus-
sprache über die Grundprinzipien eines Friedensschlusses entsenden. Hierbei
wurde auch vorgeschlagen, die Delegierten zu beauftragen, einander die
Auffassung ihrer Regierungen über jene Prinzipien zur Kenntnis zu bringen,
analoge Mitteilungen entgegenzunehmen sowie offene und freimütige Auf-
klärungen über alle jene Punkte zu erbitten und zu erteilen, die einer
Präzisierung bedürfen. In Erwiderung hierauf beehre ich mich, mitzuteilen,
daß der Inhalt Ihrer Mitteilung dem Präsidenten vorgelegt worden ist,
welcher mich beauftragt, Ihnen bekanntzugeben, daß die Regierung der