Isieu. (Febr. 19.—27.) 633
habe. Bezüglich der Rückgabe Elsaß-Lothringens an Frankreich bemerkt
er, daß man dieses Programm nicht so sehr vom sentimentalen wie vom
prinzipiellen Standpunkt betrachten müsse. Bei aller Bewunderung für Frank-
reich müsse doch die Frage gestellt werden, ob Elsaß-Lothringen in dieselbe
Kategorie falle wie die während des jetzigen Krieges eroberten Gebiete.
Wenn man von einer Desannexion Elsaß-Lothringens spreche, so bedeute
dies ein Prinzip, dessen Anwendung auf andere umstrittene Teile der Erde
zu unentwirrbaren Verwicklungen führen müsse. (Osaki wird durch Zurufe
unterbrochen, die ihn der Deutschfreundlichkeit beschuldigen.) Schließlich wird
das Mißtrauensvotum mit 241 gegen 117 Stimmen abgelehnt.
19. Febr. (Japan.) Marquis Ishii wird als Nachfolger Satos
zum jap. Botschafter in den Ver. Staaten ernannt.
19. Febr. (Siam.) „Reuter“ meldet aus Bangkok, daß alle
deutschen Männer und Frauen nach Indien abgeführt worden sind.
22. Febr. (Persien.) Englischer Ubergriff. 1
Aus Stockholm wird gemeldet: Der Führer der pers. konstitutionellen
Partei und ehemalige Vizepräsident des pers. Parlaments, Prinz Soleiman
Mirza, ist auf pers. Boden durch den engl. Konsul in Kermanschah fest-
enommen und als Gefangener nach Khanekin abtransportiert worden. Die
jedem Rechtsgefühl ins Gesicht schlagende Verhaftung des angesehensten pers.
Politikers hat in ganz Persien die größte Empörung erregt.
23. Febr. (China.) Ministerkrise.
„Havas“ meldet aus Peking: Die Veröffentlichung des neuen Wahl-
gesetzes hat eine Ministerkrise hervorgerufen und den Gegensatz zwischen dem
Norden und dem Süden verschärft. Ministerpräsident Wangschihtschen hat
Urlaub genommen; dies wird als Erklärung seines Rücktrittes angesehen.
Seine Amtsbefugnisse sind dem Minister des Innern übertragen worden.
(S. ferner 24. März.)
24. Febr. (Japan.) Stellung zum deutsch-russischen Frieden.
In Beantwortung einer Interpellation im Abgeordnetenhause
erklärt der Minister des Ausw. Vicomte Motono, es sei schwer, sich eine
scharf umgrenzte Vorstellung über die Tragweite des russisch-deutschen Friedens
zu machen. Sobald der Friede wirklich geschlossen sei, werde Japan sehr
durchgreifende und angemessene Maßnahmen ergreifen, um zu der Lage
Stellung zu nehmen. Die Abreise des Vicomte Uchida aus Petersburg sei
durch die gefährliche Lage veranlaßt worden, die dort herrsche. Aber die
Abreise bedeute keinen Bruch mit Rußland. Mit England, Amerika und den
anderen Alliierten bestände völliges Einvernehmen über die Frage des
russischen Sonderfriedens.
27. Febr. (Persien.) Kabinettswechsel.
Aus Stockholm wird gemeldet: In Teheran hat sich ein neues Kabinett
unter dem Vorsitz des nationalistischen Politikers Mustaufi-el- Memalek
gebildet. Dem Ministerium gehören an: Mustaufi-el-Memalek: Minister-
präsident und Inneres, Muschir-ed-Dauleh: Krieg, Motamer-el-Mulk (Bruder
Muschir-ed-Daulehs): öffentliche Arbeiten, Mukhber-es-Saltaneh: Kultus,
Mukhber-el.- Mulk (Bruder des Mukhber-es- Saltaneh): Finanzen, Sardar-
es-Sad (früher Sardar Bahadur, Sohn des Bakhtiarenhauptes): Post und
Telegraph, Moin-el-Wesarek: Handel, Muschaber-el-Memalek: Aeußeres.
Dieses Kabinett löst das (Mitte Jan. zurückgetretene) Kabinett Ain-ed-Dauleh
ab, dem man reaktionäre Bestrebungen und zu große Nachgiebigkeit gegen