Asien. (Mai 16.) 637
Die „Times“ melden aus Peking, daß die Kosakenbewegung an Stärke
zunimmt. Die Streitkräfte des Kosakengenerals Semenow seien 150 Meilen
längs der transsibir. Eisenbahn vorgerückt. Semenow habe eine Trans-
baikalische Regierung ausgerufen und sich selbst an die Spitze derselben
gestellt. — S. ist einer der russ. Gegenrevolutionäre, die für den Wieder-
anschluß R.s an die Entente eintreten. Er erleidet Ende Mai eine schwere
Niederlage und muß auf chin. Gebiet flüchten. (Weiteres s. u. 11. Aug.)
16. Mai. (China — Japan.) Abschluß eines chin.-jap. Militär-
abkommens in Peking.
In dem vom „Echo de Chine“ veröffentlichten offiziellen Text des
Abkommens heißt es: Infolge der Ausdehnung des feindlichen Einflusses
auf das östliche Rußland, durch den der Friede gestört werden kann, liegt
China und Japan die Pflicht ob, effektiv am Kriege teilzunehmen und
gemeinsam die Handlungen des Feindes zu überwachen. Beide Länder
müssen gegenseitig ihre Gleichheit und Interessen respektieren. Die jap.
Truppen müssen die Souveränität Chinas respektieren und Wert darauf
legen, sich den örtlichen Gewohnheiten der Gegenden, in denen sie sich be-
finden, zu sügen. Die in China stationierten jap. Truppen werden nach dem
Kriege zurückgeführt. Sollen Truppen außerhalb des chin. Territoriums zur
Verwendung kommen, so wird die Aktion der beiden Länder eine gemeinsame
sein. Der Ausdehnung seiner militärischen Zone gemäß wird jedes der beiden
Länder im Verhältnis seiner Wehrmacht den ihm gebührenden Teil der
Aktion übernehmen. Der Augenblick der Expedition wird durch militärische
Organe der beiden Länder je nach Umständen gewählt werden. Die Kon-
vention verliert mit Kriegsende ihre Kraft.
Das jap. Ausw. Amt veröffentlicht am 30. Mai (nach dem „Daily
Telegraph“ v. 8. Juni) folgende Erklärung über das Militärabkommen
mit China: Mit Rücksicht auf das ständige Eindringen des feindlichen Ein-
flusses in Rußland, das den Frieden und die Wohlfahrt im Fernen Osten
gefährdet, und in Erkenntnis der dringenden Notwendigkeit einer angemessenen
Zusammenarbeit zwischen Japan und China, um den Forderungen des
Augenblicks zu genügen, haben die Regierungen beider Länder nach einem
freimütigen Austausch ihrer Ansichten den Austausch der beigefügten Noten
am 25. März zwischen dem Minister des Auswärtigen und dem chin. Ge-
sandten in Tokio veranlaßt. In Verfolgung der in den Noten ausgesprochenen
Ziele sandte die K. Regierung Kommissare als Vertreter der Armee und
Marine nach Peking, woselbst sie eine Konferenz mit den Vertretern der
chin. Armee und Marine abhielten. Zwei Abkommen wurden geschlossen,
das eine v. 16. Mai die Armee, das andere v. 19. Mai die Marine betreffend.
Diese Abkommen enthalten lediglich konkrete Vereinbarungen über die Art
und die Bedingungen, unter denen die Land= und Seestreitkräfte beider
Länder in gemeinsamer Verteidigung gegen den Feind zusammenwirken
sollen, auf der Basis der am 25. März ausgetauschten Noten. Einzelheiten
der Vereinbarungen, da sie ein militärisches Geheimnis enthalten, können
nicht veröffentlicht werden, aber sie sehen nichts anderes vor, als das, was
auf den bereits genannten Gegenstand Beziehung hat. Es sind mancherlei
Gerüchte ausfgekommen über die Bedingungen dieses Abkommens, so z. B.,
daß die chin. Expedition unter jap. Kommando stehen solle, daß Japan auf
beliebigen Plätzen im chin. Gebiete Forts erbauen könne, daß Japan die
Kontrolle über die chin. Eisenbahnen, Werften und Arsenale, ja sogar über
die chin. Finanzen übernehmen, daß es die Polizei organisieren und das
Recht erwerben würde, ungehindert chin. Bergwerke in Betrieb zu setzen,
um die Rohstoffe für den Gebrauch der Arsenale zu fördern und dgl. mehr.