jede Warengattung eine Zentralstelle entstanden war und alle diese Zen—
tralstellen in überraschend kurzer Zeit den freien Handel vom Markt
verdrängt hatten. Wir brauchen hier auf diese Verhältnisse nicht näher
einzugehen, da ja nur die Auswirkung der Bildung von Zentralstellen
auf die Peripherie veranschaulicht werden soll.
Im Anfang der Entwicklung, etwa in der Mitte des Jahres 1915,
war der kleinere Händler noch in gewissem Umfange selbständig und
konnte seine Waren von der 366. beziehen, während bereits die Kom-
munalverbände gleichberechtigt neben ihnen erschienen. In Stolp hatte
sich das so ausgewirkt, daß neben dem Magistrat als Abnehmer die
Vereinigung Stolper Kolonialwarenhändler stand. Sie, die nur einige
wenige größere Geschäfte umfaßte, hatte sich — der Zeitpunkt ist lei-
der nicht mehr zu ermitteln — der 3E6. gegenüber zu einer Verteilung
ihrer Waren bereit erklärt unker der Bedingung, daß ihr der im Frie-
den übliche Handelsgewinn von 15 0 auch weiterhin zugebilligt würde.
Die Haupkmasse der Waren wurde aber schon im Mai 1915 durch den
Magistrat bestellt und bezahlt und von ihm an die Vereinigung weiter-
gegeben, die die Weiterverteilung an die Kleinhändler nach ihrem Ermes-
sen besorgte.
Dabei erwuchs dem Magistrat die ihm im Grunde recht fern lie-
gende Aufgabe, die Angebote der 3EG. vom kaufmännischen Standpunkt
aus zu prüfen und zu entscheiden, ob die angebotene Ware in Stolp ohne
Verlust abgesetzt werden könne oder nicht. Z. B. bot im August 1915
die 3E. österreichische Eier an, verlangte aber von den etwaigen Ab-
nehmern die Verpflichtung, mindestens 30 Kisten zu je 1440 Stück zu
übernehmen. Der Magistrat ging nur zögernd an die Sache heran und
bestellte die Mindestmenge; da stellte sich nachträglich — Angebote der
3E. kamen nicht selten ohne bestimmte Preisforderung — heraus, daß
die Eier je Stiege 2,50 frei österreichische Bahnstation kosten sollten,
während der Marktpreis in Stolp 2,30—2,80 „“ betrug. Da von Stolp
aus die zu erwartenden Frachtkosten nicht zu übersehen waren, zog der
Magistrat es vor, rechtzeitig von dem Geschäft zurückzutreten.
Der Verkehr mit der 3E-. wurde der Stadt manchmal beträchtlich
erschwert durch die Langsambeit ihres Geschäftsganges und die umständ-
lichen Formalitäten, die bei jedem Geschäft zu erfüllen waren. So be-
stellte der Magistrat am 29. 5. 1915 auf eine Anfrage der 3E6. eine
bestimmte Menge Teigwaren verschiedener Art. Es dauerte fast
4 Wochen, bis nicht ekwa die Ware eintraf, sondern nur die Mitteilung,
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