Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Erster Teil. Bis zum zweiten Pariser Frieden. (24)

Schweden. Der Rheinbund. 447 
Dörfer in Deutschland für eines in Norwegen.“ Bernadotte selbst ging 
noch weiter und verhieß: Mecklenburg, Oldenburg, Hamburg und Lübeck. 
Zum Heile für Deutschland vertraute Friedrich VI. von Dänemark auf 
Napoleon's Glück und fand monatelang keinen festen Entschluß. Dem 
Gradsinne König Friedrich Wilhelm's waren diese häßlichen nordischen 
Händel von Haus aus widerwärtig. Er hoffte Dänemark durch ehrliche 
Mittel für die Coalition zu gewinnen, wollte seine Hand nicht bieten zu 
der Beraubung des kleinen Nachbarn und verweigerte die Genehmigung, 
als sein Gesandter in Stockholm einen Allianz-Vertrag abgeschlossen hatte, 
der den Schweden die Eroberung von Norwegen verbürgte. So geschah 
das Sonderbare, daß Bernadotte im Frühjahr mit einem kleinen schwe- 
dischen Heer in Stralsund landete, um Norwegen in Deutschland zu er- 
obern, und doch mit Preußen noch nicht verbündet war. England ge- 
währte dem zweidentigen Bundesgenossen für seine schwache Schaar freigebig 
eine Million Pfund Sterling Subsidien. 
Was ließ sich vollends von den Staaten des Rheinbundes erwarten! 
Mit Baiern verhandelte der Staatskanzler insgeheim schon seit dem Ja- 
nuar. Der Untergang der 30,000 Baiern, die in den Schneefeldern Ruß- 
lands ihren Tod gefunden, hatte den Münchener Hof doch tief erschüttert. 
Obgleich Montgelas die norddeutschen Patrioten leidenschaftlich haßte, 
auch den Gesandten Hertling anwies, dem Hoflager nach Breslau zu 
folgen und sich fest an St. Marsan anzuschließen,) so begann er doch der 
Opfer für den Protector müde zu werden seit sie nichts mehr einbrachten. 
Die Königin, Kronprinz Ludwig, Anselm Feuerbach und mehrere andere 
einflußreiche Männer warben rührig für die gute Sache. Ein schweres 
Hinderniß der Verständigung räumte Hardenberg gewandt hinweg. Er 
wußte, daß König Max Joseph auf den Besitz der fränkischen Markgraf- 
schaften großen Werth legte und deshalb vor'm Jahre den Abschluß des 
preußisch-französischen Bündnisses mit großer Besorgniß betrachtet hatte.“) 
Rasch entschlossen gab er jetzt die Zusage, das königliche Haus werde seine 
fränkischen Stammlande nicht zurückfordern; beide Theile setzten dabei 
voraus, daß Preußen durch die vormals pfalzbairischen Provinzen am 
Niederrhein entschädigt werden sollte. Schon war Montgelas bereit, einen 
Neutralitätsvertrag abzuschließen, da hörte er von Napoleon's ungeheuren 
Rüstungen und von Oesterreichs zuwartender Haltung. Bei solcher Un- 
gleichheit der Streitkräfte schien ihm Preußens Niederlage sicher. Er 
brach ab und erfüllte wieder mit gewohntem Eifer seine Vasallenpflichten 
gegen den Beherrscher des Rheinbundes. 
Während die Alliirten also vergeblich versuchten, den mächtigsten 
Staat des Südens durch freundschaftliche Verhandlungen zu gewinnen, 
  
*) Königliche Depesche an Hertling, 27. Januar 1813. 
*) Dépèches royales (von K. Max Joseph und Montgelas) an den Gesandten 
v. Hertling in Berlin, 30. April, 11. Juni 1812.
	        
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