332 III. 5. Die Großmächte und die Trias.
nich's, ein Jahr nachdem er das Frankfurter Treiben kennen gelernt, über
die Lieblingsschöpfung seines Meisters; der sachliche Ernst des preußischen
Beamten war in ihm doch stärker als die österreichisch-reaktionäre Partei-
gesinnung. Da Baiern sich nicht zufrieden gab, so wurde die Uebernahme
von Landau noch verschoben und nach wiederholten Verhandlungen erst im
Jahre 1831 ausgeführt. Ueber die letzten Beweggründe der Widersprechenden
erklärte sich der Stuttgarter Hof selber mit einer cynischen Aufrichtigkeit,
die er sonst nicht liebte. König Wilhelm hielt für räthlich sich vor Kaiser
Franz wegen des Rückfalls in die alte Oppositionspolitik zu rechtfertigen,
und ließ darum nach Wien schreiben: „Es handelte sich um eine für uns
wesentliche Sache, um das Geld, das heute überall und namentlich in
einem ackerbauenden Lande, wie das unsere, selten ist.“ Dann abermals:
Württemberg sei gern bereit, aus Rücksicht auf die Großmächte, Luxemburg
und Landau in die Reihe der Bundesfestungen aufzunehmen; „es wäre
aber ungerecht, daraus eine für unsere Finanzen nachtheilige Folgerung
zu ziehen“; für Preußen und Oesterreich bedeuten diese Kosten nichte
für uns sind sie „ein Gegenstand“. Und scieblic noch einfacher: „Es
kann keiner Rechtfertigung bedürfen, daß S. k. Maj. Anstand nehmen
mußten, auf eine Uebernahme von Festungen einzugehen, mit welchen
Höchstihren Landen als daran geknüpfte Folgen bedeutende Lasten auferlegt
worden wären.“)
Der wackere Wolzogen, der sich so viele Jahre lang mit der Bosheit
und dem Unverstande hatte herumschlagen müssen, erlebte jetzt die Genug-
thuung, daß er im Dec. 1825 mit dem hannöverschen General v. Hinüber
nach Mainz gesendet wurde und die Festung für den Bund übernahm.
Es war die höchste Zeit, da die Werke ganz zu zerfallen drohten. Als
die beiden Bundescommissare aber einige Monate später nach Luxemburg
aufbrechen wollten, da verweigerte ihnen der luxemburgische Gesandte die
Pässe. Sie reisten nun ohne sein Visa, vollzogen die Uebernahme der
Festung, sendeten einen Protest des niederländischen Generals Gödeke, der
ihnen nach der feierlichen Parade zuging, ungelesen zurück (13. März 1820).
Nach der Heimkehr fanden sie beim Bundestage ein Schreiben der nieder-
ländischen Regierung vor, das in den gröbsten Worten „den nicht leicht
zu qualificirenden Akt“ vom 13. März für null und nichtig erklärte. Der
alte Haß des Oraniers gegen den Nachbarstaat, dem er seinen Thron
verdankte, entlud sich noch einmal; er drohte für den Nothfall noch mit
„anderen Mitteln, um die Integrität seines Großherzogthums zu be-
schirmen“. Solche Beleidigungen konnte sich selbst die Bundesversammlung
nicht bieten lassen. Sie wies die Beschwerde als unstatthaft zurück, und
sprach über die Ausdrücke des Königs ihr Bedauern aus.“) Der Oranier
*lJ) Ministerialschreiben des Min. v. Beroldingen an den Gesandten v. Gremp in
Wien, Stuttgart 22. Mai 1825, nebst Beilage: Denkschrift über die Bundesfestungen.
**) Nagler's Berichte, 4., 6. März, 15. April, 15. Mai 1826.