Preußen nimmt den Kampf auf. 661
gethan, um den Art. 19 der Bundesakte auszuführen und uns also den
Preußen in die Hände geliefert.)
Nunmehr nahm Preußen den Handschuh auf. Der Berliner Hof
hatte den ersten Verhandlungen der mitteldeutschen Staaten mit der
gewohnten ruhigen Zurückhaltung zugesehen. Ein sächsisch-thüringischer
Verein war unschädlich; erst durch Hannovers Zutritt gewann der Verein
eine gefährliche Ausdehnung. Man wollte in Berlin nicht glauben, daß
dies nahe befreundete Cabinet, dem Preußen soeben jene neuen Straßen-
züge und Handelserleichterungen angeboten hatte, einem gegen Preußen
gerichteten Bunde sich anschließen werde. Da trat Hannover zu den
Verbündeten über, während Bernstorff noch eine freundliche Antwort auf
sein Anerbieten erwartete. Sofort verschwand jeder Zweifel über den
Charakter des Vereins. Motz in seiner feurig kühnen Weise forderte
sogleich, daß man die Gegner als Gegner behandle, und erklärte: „Sollte
dieser Verein zu Stande kommen, so ist Preußen in der Lage, sein Zoll-
system für abgeschlossen zu halten, und keineswegs in der Lage, diesen
neutralen Verein seiner Absicht gemäß unter imponirenden Bedingungen
aufzunehmen.““)
Obgleich bisher nur dürftige Nachrichten über die Pläne des Vereins
eingelaufen waren, so errieth der Finanzminister doch auf den ersten Blick,
daß die Zerstörung des preußischen Durchfuhrhandels in der Absicht der
Verbündeten liege. Deshalb, fuhr er fort, muß der Transit fortan mehr
als bisher im Lande gehalten, der Straßenbau rüstig gefördert, nament-
lich die Chaussirung der wichtigen Straße von Magdeburg nach Zeitz
rasch vollendet werden. Die nach Hannover gerichteten Anerbietungen
sind als nicht geschehen zu betrachten. Noch entschiedener spricht er in
einem Schreiben an Bernstorff: „Es ist gewiß ein bemerkenswerthes Zeichen
der Zeit, daß in der Mitte und vorzugsweise im Norden Deutschlands,
im Schooße des Deutschen Bundes und dennoch unter der Fahne Oester-
reichs, für den ostensibeln Zweck einer angeblichen Vervollkommnung der
Verhältnisse dieses Bundes eine Coalition sich bildet, welche Preußen von
ihren Plänen und Berathungen ausschließt und auf alle Weise zu erkennen
giebt, nicht nur, daß sie eine Ausführung und Erweiterung allgemeiner
Bundesmaximen auch ohne Preußens Theilnahme für möglich hält, sondern
auch, daß Preußen eben als störendes Princip jener Ausführung und
Erweiterung zu betrachten, und deshalb die Aufstellung einer förmlichen
Oppositionsmasse gegen dasselbe anräthlich sei.“ Darum dürfen wir den
*) Blittersdorff's Berichte, 2. März, 20. Mai 1829.
**) Motz und Schuckmann an das Auswärtige Amt, 22. Mai 1828.