Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Dritter Teil. Bis zur Juli-Revolution. (26)

Cotta in Berlin. 667 
und erklärte: „Jetzt ist es wünschenswerth, einen Handelsverein mit 
Baiern, Württemberg und Baden zu bilden“: der Süden muß für eigene 
Rechnung unsere Zollgrundsätze annehmen, namentlich unsere höheren 
Tarifsätze auf ausländische Waaren, also auch auf die Waaren des mittel. 
deutschen Vereins. So lange dieser Verein die vollständige Verschmelzung 
mit dem Süden hindert, müssen Preußen-Hessen und Baiern-Württem— 
berg mindestens ihre eigenen Produkte und Fabrikate gegenseitig vom Zolle 
befreien.) 
Im November eilte der Unterhändler wieder nach Berlin, diesmal mit 
einer förmlichen Beglaubigung versehen, und wurde von dem Könige aufs 
freundlichste aufgenommen. Die Berliner erzählten sich mit unterthänigem 
Erstaunen, der einfache Buchhändler sei zur Tafel gezogen worden. Motz 
gab ihm nach längeren Verhandlungen die Punctation des Vertrags mit 
auf den Weg. Triumphirend meldete Cotta am 17. December aus 
München: „Alles was ich mitbrachte war hier höchst erfreulich und will- 
kommen,“ bei König Ludwig wie bei dem Minister Armansperg. „Beide 
sind von den großartigen Ideen ergriffen, die einer Verbindung Preußens 
mit Baiern und Württemberg nach den von Hochdenselben entwickelten 
Grundsätzen als Leitstern vorgehen und zur Richtschnur dienen. Ich sehe 
schon im Geist Ihre herrliche Idee in kurzer Frist realisirt.“ Und am 
20. Dec. nochmals: Wird auch Baden gewonnen, „so wäre der Grund- 
stein im Süden Deutschlands zu dem Gebäude gelegt, das Ihr verehrter 
König und Sie zum Wohle und Gedeihen Deutschlands im Auge haben.“ 
Motz erwiderte: er hoffe „ein Werk zu begründen, an welchem nicht 
nur wir und unsere Zeitgenossen, sondern auch unsere Nachkommen Freude 
haben werden“". Der mitteldeutsche Verein müsse offen bekämpft werden, 
„denn was wir gemeinschaftlich suchen, ein so viel möglich allgemeiner 
Markt in Deutschland, wird für Baiern, Württemberg und Preußen 
durch die Grundsätze dieses neuen Vereins nicht nur nicht befördert, 
sondern viele diesem Verlangen entgegenstehende Hindernisse nur noch mehr 
stabilirt."“““) Gleichzeitig schrieb er an den Kronprinzen von Preußen, der 
sich gerade am Münchener Hofe aufhielt, enthüllte ihm das Geheimniß 
der Mission Cotta's, bat dringend um Unterstützung: der Vertrag sei poli- 
tisch und volkswirthschaftlich hochwichtig, wenugleich die Zolleinnahmen wohl 
zunächst einige Einbußen erleiden würden. Der Prinz, der dem geist- 
reichen Minister längst wohl wollte, nahm sich denn auch der Verhand- 
lungen eifrig an. 
Am 8. Jannar 1829 konnte Cotta aus Stuttgart berichten, daß auch 
König Wilhelm die Hauptgrundsätze der preußischen Punctation gebilligt 
habe, und gegen Ende des Monats erschien der Unermüdliche zum dritten 
  
*) Cotta an Motz, 20. Okt.; Motz an Bernstorff, 8. Nov. 1828. 
*“) Cotta an Motz, 17., 20. Dec. 1828; Motz's Antwort, Concept o. D.
	        
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