Sturz des Ministeriums Wallerstein. 641
dem König Otto seine Volljährigkeit erlangt, wurde die Regentschaft auf—
gelöst und Armansperg trat als Großkanzler an die Spitze eines helle—
nischen Ministeriums, er legte aber seine Würde bald entmutigt nieder.
Auch sein Nachfolger Ignaz Rudhart, der beliebte liberale Landtagsredner,
gab schon nach Jahresfrist das undankbare Amt auf (1837), obgleich er sich
unter allen den bayrischen Staatsmännern, die in Griechenland wirkten, am
besten bewährte und gegen den anmaßenden englischen Gesandten manchen
Strauß tapfer bestand. Er starb auf der Heimreise. Der Traum vom
bayrischen Hellas war ausgeträumt, König Otto regierte fortan allein mit
griechischen Beamten. Bayerns Finanzen hatten freilich durch die wittels—
bachischen Großmachtsträume schwere Einbußen erlitten. Wie viel? — das
wußte niemand genau, da der König die Erübrigungen des Staatshaushalts
sich zur freien Verfügung vorbehielt. Gewiß ist nur, daß nach und nach
sehr bedeutende Vorschüsse, mindestens 3—5 Mill. Franken, an Griechenland
gegeben wurden; einen Rest, der schließlich ungedeckt blieb, bezahlte König
Ludwig noch nach seiner Abdankung ehrenhaft aus seiner eigenen Tasche.
Als der Pfälzer Kolb zwei geharnischte Flugschriften wider dies sonderbare
konstitutionelle Finanzwesen hinaussandte, wurden beide Büchlein sofort
verboten.
Mittlerweile trat der Landtag im Jahre 1837 nochmals zusammen,
und alles ließ sich wieder so friedlich an wie vor drei Jahren. Als der
neue Finanzminister Wirschinger aber den Etat vorlegte, da mußten auch
die Arglosen erkennen, daß die Einnahmen zu niedrig berechnet waren.
Die Einkünfte aus dem Zollvereine stimmten schlechterdings nicht überein
mit den richtigen Angaben, welche die Regierungen von Sachsen, Hessen,
Württemberg ihren Landtagen gemacht hatten. Die Kammer entschloß sich
also die Einnahmen, mit Zurechnung einiger der beliebten „Erübrigungen“
um etwa ½ Mill. fl. höher anzusetzen, sie erhöhte demgemäß auch die Aus-
gaben für die Schulen und die fündlich vernachlässigten Landstraßen. Das
Verfahren war ungewöhnlich, doch selbst der gefügige Wallerstein konnte
nicht umhin, zu gestehen, daß die Abgeordneten nur ihre Pflicht getan
hätten. Der König aber fühlte sich tief beleidigt, und Metternich, der im
Juli München besuchte, bestärkte ihn in seinem Grolle, wie der preußische
Gesandte nachher von guter Hand erfuhr.“) Ludwig war tief verstimmt
über sein mißratenes griechisches Unternehmen; nichts gelang ihm, überall
glaubte er verkannt zu werden. In der Tat behandelte ihn die liberale
Presse zuweilen ungerecht. Als er in diesen Tagen auf den glücklichen
Einfall geriet, die abgeschmackten französischen Departementsnamen
Donaukreis und Rezatkreis zu beseitigen und die althistorischen Stammes-
namen Schwaben, Pfalz, Niederbayern wieder einzuführen — ein Ent-
schluß, der wieder durch einen Geschichtstaler verherrlicht wurde — da
*) Dönhoffs Berichte, 1., 11. März 1838.
v. Treitschke, Deutsche Geschichte. IV. 41