Full text: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Vierter Teil. Bis zum Tode König Friedrich Wilhelms III. (27)

642 IV. 8. Stille Jahre. 
spotteten die Zeitungen über die romantischen Neigungen des Wittels— 
bachers. 
Sein Unmut wuchs, als die Kammer, deren große Mehrheit aus 
guten Katholiken bestand, in ehrerbietiger Form die Bitte aussprach, die 
Krone möge mit der beständigen Vermehrung der Klöster endlich einhalten, 
die Stiftungsgelder nicht mehr widerrechtlich für Klosterzwecke verwenden, 
auch das Terminieren der Bettelmönche verbieten. Der stille Groll des 
Landes über die wachsende Macht der Klerikalen kam hier zum Durch- 
bruch, und vergeblich suchte der kürzlich aus Griechenland heimgekehrte 
Ministerialrat Abel mit ultramontanem Feuereifer den Antrag zu be- 
kämpfen; sein Vorgesetzter Fürst Wallerstein gab deutlich zu verstehen, daß 
er die Ansicht der Mehrheit teile. Nun riß dem Könige die Geduld; er 
schloß sich ab, sprach und hörte niemand. Wohin war es doch gekommen mit 
dem begeisterten Fürsten, der sich einst rühmte, über einem freien Volke zu 
schalten! Im Ministerrate mußte Wallerstein von seinem alten Gegner, 
dem Feldmarschall Wrede heftige Vorwürfe hören. Am 1. November er- 
hielt er plötzlich den Abschied, unter Anerkennung „der Verdienste, die er 
sich vor dem Landtage von 1837 erworben“ habe. Abel wurde sein Nach- 
folger. Die erste Tat des neuen Ministers war ein ungnädiger Land- 
tagsabschied, der den Ständen „mancherlei Verirrungen in das Gebiet der 
königlichen Rechte“ vorwarf. So trat die klerikale Partei zum ersten 
Male an das Staatsruder des Königreichs Bayern, und sie sorgte bald 
selbst dafür, daß die Wiederkehr ihrer unvergeßlichen Herrschaft auf Jahr- 
zehnte hinaus unmöglich ward. — 
 
	        
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