8. 33. Herzog Christophs Regierung. 99
Lebensjahr kamen die Klosterschüler auf die Universität Tübingen, wo
Christoph hauptsächlich für das von seinem Vater gegründete theologische
Stift sorgte. Während sich die Zahl der Theologie Studirenden unter Ulrich
auf 40 belief, betrug sie zur Zeit Christophs 150. Neben den philosophischen
Fächern erhielten sie von drei tüchtlgen Professoren Unterricht in der Theologie.
Die ersten waren Dr. Beurlin, Dietrich, Schnepf und Jakob Heerbrand. Der Vor-
stand des Stifts war Martin Frecht von Ulm. Die Aufsicht und die Repetition der
Lektionen wurde sechs älteren Magistern (Repetentes) übertragen. Christophs
Oheim, Graf Georg, und sein treuer Lehrer Tiffernu s machten dem evan-
gelischen Seminar bedeutende Stiftungen, jener schenkte 10,000 fl. für 10 Stu-
denten aus Mömpelgard und dieser seine Bibliothek und ein Stipendium für
4 Krainer Studenten (Tiffernus war aus Krain). Das Anstaltsgebäude wurde
bedeutend erweitert und erhielt über seinem Eingang die Aufschrift: Claustrum
hoc cum patria statque caditque sua, d. h. dieses Kloster steht und fällt mit
dem Vaterland. — Neben den Klosterschulen bestanden noch Pädagogien zu
Tübingen und Stuttgart, Parallelanstalten von jenen. Sie wurden hauptsächlich
von Jünglingen besucht, welche sich auf das Studium der Jurlsprudenz und Me-
dizin vorbereiteten. Aermere Schüler dieser Pädagoglen erhielten auch Unterstütz-
ungen von Herzog Christoph.
Die ungeheuren Auslagen, welche die Gründung, Elnrichtung und Fort-
führung aller dieser Anstalten erforderte, nahm Christoph aus dem Kirchengut,
mit dem unter Ulrich nicht immer zu der Kirche Nutz und Frommen gewirthschaftet
worden war. Christoph war der Ansicht, daß, wenn er die Klostergüter zur
Heranbildung tüchtiger Gelstlicher verwende, er sie ihrem ursprünglichen Zweck
zurückgebe. „Die Mannsklöster und Sttfter haben die ursprüngliche Bestimmung
gehabt, nicht bloß Orte gemeknschaftlichen Gebetes und Gesanges zu sein, sondern
Orte, in welchen die christliche Jugend im Worte Gottes, in den dazu gehörenden
Wissenschaften, namentlich der lateinischen, griechischen und hebräischen Sprache
unterrichtet und zum Dienst der Kirche hätte in christlicher Gottesfurcht erzogen
werden sollen.“ So sah Christoph die Sache an, und verwendete deßhalb, was
nicht für kirchliche Bedürfnisse nöthig war, zu Schulanstalten. Damit gieng bei-
nahe alles auf, und wir verdanken es ihm, daß später in Sturmzeiten die
Mittel für Kirche und Schule nicht geschmälert wurden. Von dem gesammten
Kirchengute blieb für Christoph nicht der fünfte Theil von dem übrig, was Ulrich
davon für sich genommen hatte. Und auch diese kleine Summe behielt er nicht
für sich, sondern benutzte sie zu Staatszwecken, obgleich er des Geldes wohl be-
durft hatte. Fürwahr eine seltene Uneigennützigkeit!
Christophs Thätigkeit für das Wohl der Kirche beschränkte sich aber nicht
auf Württemberg; mit seinem rastlosen Eifer wirkte er weit über die Grenzen des
engeren Vaterlandes hinaus. Es war mit dem Augsburger Religionsfrieden
wohl der äußeren Noth der evangelischen Kirche abgeholfen worden; aber nun
giengen die Streitigkelten in der protestantischen Kirche selbstlos.
schwarze Mönchskutten tragen, „wie ihnen solche Semmers= und Winterszeit“ von den
Klöstern aus Gnaden gereicht wurden. Dabei fand man es für nöthig, sie vor dem
„schändlichen Laster des Zu= und Volltrinkens, auch alles Zechens und Spielens und
anderer dergleichen Ueppigkeiten ernstlich zu verwarnen.“ Ueber geringen Vergihen oder
Unterlassungen wurden sie sogar körperlich gezüchtigt.
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