8. 33. Herzog Christophs Regierung. §. 34. Herzog Ludwig. 101
Stündlein kommt, so hilft es alles nichts, es muß doch einmal gestorben sein,
und selig sind die Todten, die in dem Herrn sterben. Unsere Bürgerschaft ist im
Himmel.“ Er starb am 28. Dezember 1568 und wurde im Chor der Stifts-
kirche zu Tübingen beigesetzt. Wahr und tief war die Trauer seines Volkes; es
war vein Vater des Vaterlandes“ gestorben, dessen Wirken und Arbeit
nicht auf Sand gebaut war, sondern der mit warmem und begelstertem Herzen
alle seine Kraft und Zeit freudig geopfert hatte, um seinem Volke die höchsten
Güter — politische und gelstige Frelhelt — zu schenken. Darum steht
auch sein Name tief eingegraben in der Geschichte unseres Landes und bleibe
es in dem Herzen unseres Volkes, das so gerne seine tüchtigen Fürsten dankbar
ehrt. — Wie sehr der Kaiser Christophs Verdienste und Tüchtigkeit anerkannte,
sehen wir aus seinem Brief an Christophs Sohn Ludwig, „daß er und das
ganze Vaterland beigegenwärtigen Zeitumständen eines so hoch-
verständigen und vernünftigen Friedensfürsten, gemeiner Wohl--=
fahrt zum Besten, noch lange sehr bedürftig wäre." Christophs
Namen ist uns in keiner seiner bedeutenden Schöpfungen erhalten, sondern nur
in dem von ihm begonnenen Hüttenwerk Christophsthal am Forbach. Aber
unvergeßlich wird er in den Herzen seiner Württemberger fortleben; denn „das
Gedächtniß der Gerechten bleibt im Segen.“ Spr. Sal. 10, 7.
§. 34.
Herzog Kudwig. 1568—1593.
„Männer, die keineswegs durch hohes
Gemüth und kühne Energie ausgezeichnet
sind, sondern sich bescheiden in ruhiger Mitte
tragen und anspruchslos auf dem sichern
Boden einer frommen Natur ruhen;, lassen
gewöhnlich anmuthige Emyßndungenzurlic
Wo Christoph eingegriffen hatte, war es zum Segen gewesen. Nur in der
Erzlehung seiner Söhne hatte er kein Glück; es ergieng ihm hierin wie Eberhard
im Bart mit Ulrich. Zwar lleß es Christoph nicht an Ermahnungen, Warnungen
und Drohungen fehlen, aber er versäumte, den elenden Hofmeister Eberhards,
der diesen zur Trunksucht verführte und zum Ungehorsam gegen seinen Vater
anstiftete, sogleich fortzujagen. Auch Ludwig, der bei des Vaters Tod erst 14
Jahre alt war, wurde von seiner schwachen Mutter Anna Maria ganz verkehrt
erzogen. Wohl war er milde und gutmüthig, besaß auch die nöthigen Verstandes-
anlagen, um als Fürst Achtung und Vertrauen verdienen zu können. Aber er
besaß nicht die Mannhaftigkeit und Selbständigkeit, die einem Fürsten erst die
Würde glbt; er besaß wohl hohe theologische Kenntnisse, sah alle Streitschriften
seiner Theologen durch und verbesserte sie, las auch täglich in der Bibel — man gab
ihm darum den Beinamen „der Fromme“ —; aber er war viel zu schwach,
um über sich nur einigermaßen eine Herrschaft auszuüben und seine fleischlichen
Lüste zu zähmen. Bald ergab er sich so sehr dem Trinken, daß er, wie ihm sein
Geheimerath Melchior Jäger ins Gesicht sagte, „gar nie mehr nüchtern wurde.“
So wurde der wegen seiner Herzensgüte und Milde bei dem ganzen Volke beliebte
Herzog wie sein Bruder Eberhard, — ein Opfer der Trunksucht.
Da Ludwig bei des Vaters Tode noch minderjährig war und Christoph in
seinem zweiten Testamente die Volljährigkeit des Sohnes auf das 26. Jahr fest-
1508
bis
1593.