1608
bis
1628.
114 III. Württemberg als Herzogthum.
Kirche auf das entschiedenste verbot, seine Abneigung gegen das Papstthum offen,
wie er denn auch erklärte, als der Papst die schwäbischen Klöster visitlren lassen
wollte: „Unsere Resolution ist, daß im Reich die protestirenden Fürsten von kei-
nem Papste wissen, sondern der Kaiser ihr Oberhaupt ist; dabei soll man es be-
wenden lassen.“ Bei der Ordination für die Universität Tübingen
ließ er als seinen ausdrücklichen Willen voranstellen „die Erhaltung der reinen,
allein seligmachenden evangelischen Religion als Fundament, worauf die Univer-
sität erbaut ist und werden solle.“ Noch mehr als im Innern selnes Landes sorgte
Friedrich für die protestantische Kirche in andern Ländern, wie er denn überhaupt
unter den damaligen evangelischen Fürsten die Hauptrolle, ähnlich wie früher
Christoph, spielte und eine nähere Verbindung derselben wünschte und anstrebte.
Daß er um des Glaubens willen vertriebene Oesterrelcher aufnahm, ist schon er-
wähnt. Allenthalben in ganz Deutschland lagen schon die Plane des Papstes,
den Protestanttsmus hauptsächlich mit Hilfe der Jesulten zu unterdrücken, klar
zu Tage. Da Württemberg als ein Hauptbollwerk der evangelischen Lehre galt,
so wurde es auf allen Seiten von Jesuitenschulen belagert (Ellwangen, Konstanz,
Ettlingen.) Weil aber die Hoffnungen der Römlinge auf diesem Wege sich nicht
rasch genug erfüllten, so scheuten sie auch gewaltsame Mittel nicht. Namentlich
gebrauchte man solche zur Unterdrückung der evangelischen Lehre in den Reich-
städten, z. B. in Well der Stadt; Donauwörth wurde ungerechterweise
von Herzog Maximilian von Bayern überrumpelt; die evangelischen Geistlichen
wurden verjagt und die Stadt zur bayrischen Landstadt gemacht. Friedrich sah
mit klarem Auge die drohende Gefahr für den Protestantlsmus heranrücken und
erklärte auf einem Reichstage, „man habe zu besorgen, daß, wenn mit den Türken
ein dauernder oder auch nur ein zeitlicher Friede geschlossen sei, der Papst und
die ihm anhangenden Potentaten mit vereinten Kräften ihr blutdürstig Vorhaben
durchsetzen, die Vollziehung der tridentinischen Konzilienbeschlüsse in die Hand
nehmen, und die reine Lehre der augsburgischen Konfession auszutilgen versuchen
dürften.“ Für die kommende schwere Zeit voll Noth und Kriegen wäre Friedrich
als ein Mann von hohen Talenten und starkem Willen als Leiter einer Verbin-
dung der deutschen evangelischen Fürsten ganz am Platze gewesen.
g. 38.
Herzog Johann Friedrich. Densh Aufang des dreißigjährigen Kriegs.
6rs s eine Zeit der Thränen und Noth,
Am Himmel gescheben Zeichen und Wunder,
Und aus den Wolken, blutigroth,
Hängt der Herrgott den Kriegsmantel 'runter.“
Schiller.
Johann Friedrich, der Sohn Herzog Friedrichs, war im Jahr 1582 ge-
boren. Er war seinem Vater ganz unähnlich, hatte aber leider eines von ihm
geerbt — seine Prachtliebe. Johann Friedrich war ein Mann von gutem Willen,
voll Milde, Güte und Rechtlichkeitssinn, aber ohne Entschlossenheit und starke.
Willenskraft. Hoher Verstand und klare Einsicht in die Regierungsgeschäfte
waren ihm nicht gegeben. Es fehlten ihm also alle Eigenschaften, deren ein
Fürst in den Wirren des hereinbrechenden dreißigjährigen Kriegs bedurfte.
Er hatte sich in Tübingen in der Logik, Theologle, Jurisprudenz und Ge-