116 III. Württemberg als Herzogthum.
Daneben waren noch seine Geschwister und zwei verwitwete Herzoginnen abzu-
finden. Der älteste Bruder, Ludwig Friedrich, erhielt die Grafschaft Möm-
pelgard, alle in und außer Burgund liegenden Herrschaften, Harburg und Reichen-
weiher im Elsaß, 6000 Kronen und für die Schulen und Kirchen in Mömpel-
gard noch 2000 fl. aus dem württembergischen Kirchenkasten. Der zweite Bruder,
Julius Friedrich, erhielt jährlich 15,000 fl. und die Sitze Brenz und Weil-
tingen, die belden jüngsten, Friedrich Achilles und Magnus, erhielten
jeder 10,000 fl, jener seinen Sitz in Neuenstadt am Kocher, dieser in Neuen-
bürg. Bei solch glänzenden Ausstattungen und der großen Verschwendung am
Hof war es denn kein Wunder, wenn es immer an Geld fehlte. Darum rieth
Melchior Jäger dem Herzog, ges sei allenthalben Ringerung des Aufwandes,
ein eingezogenes Wesen, bessere Haushaltung, und eine durchgängige gründliche
und beständige Reformation vonnöthen, im entgegengesetzten Falle aber voraus-
zusehen, daß es am Ende an allem fehlen und man zu dem Schaden auch noch
Schimpf und Spott haben werde.“ Doch waren alle Ermahnungen umsonft;
der Herzog fuhr fort, Schulden zu machen und das Land hatte sie zu bezahlen.
Württemberg umfaßte damals 140 Quadratmellen mit 400,000 Ein-
wohnern, also der Größe nach 2 Fünftel, bezüglich der Einwohnerzahl 2 Neuntel
des heutigen Bestandes. Damals kamen auf 1 Quadratmeile 2857, heute 5137
Einwohner. Unser Land zählte in 62 weltlichen und 15 Klosterämtern 71 grö-
ßere und kleinere Städte, 1076 Dörfer und Flecken, 797 Höfe, 6 Festungen,
211 Schlösser, 1 Salzbergwerk, 8 Eisenwerke, 3 Glashütten u. s. w., 16
Mönchs-, 10 Nonnenklöster und 7 Stifter, 47 Lateinschulen, wovon 28 mit
2 Lehrern. — Handel, Gewerbe, Acker= und Weinbau standen in erfreulicher
Blüte und versprachen eineu bedeutenden Wohlstand des Landes.
Aber bald kam eine Zeit des Jammers und Elends, wie sie Württemberg
weder vorher noch nachher erlebt hat. Es war der dreißigjährige Krieg
(1618—1648). Die Spannung zwischen Protestanten und Katholiken war
lmmer größer geworden, der Gegensatz zwischen beiden Konfessionen immer
schärfer. Beide Partelen warfen die greulichsten Schimpfwörter einander zu.
Die Jesuiten lehrten ganz offen, daß man den Ketzern den Frieden nicht zu
halten brauche und stellten den Fürsten die Unterdrückung und Ausrottung des
Protestantismas als Gewissenspflicht dar. Die protestantischen Fürsten selbst
waren nicht einig und nicht entschlossen genug, um die Interessen ihres Glaubens
mit Entschledenheit und Erfolg wahren zu können, obgleich Herzog Johann
Friedrich die Bestrebungen seines Vaters für Gründung eines Bundes der Evan-
gelischen fortsetzte, „um dem je länger je mehr wieder hervorbrechenden Papst-
thum entgegenzuwirken.“ Erst als die Reichstadt Donauwörth gegen alles
Recht von Herzog Maximilian von Bayern erobert worden war, giengen den
evangelischen Fürsten die Augen auf. Am 1. Mal 1608 schloßen sie auf
dem Konvent zu Ahausen „die Union“ „zur Vertheldigung des Land-
und Religionsfriedens.“ Die Mitglieder dieses Bundes waren Herzog
Johann Friedrich von Württemberg, Kurfürst Friedrich IV. von der Pfalz,
Pfalzgraf Philipp Ludwig von Pfalz-Neuburg, die Markgrafen Christian und
Joachim Ernst von Brandenburg und der Markgraf Georg Friedrich von Baden.
Bald traten auch noch die Reichstädte Ulm, Straßburg und Nürnberg bei. Der
Bund wurde auf die Dauer von 10 Jahren geschlossen. Das Haupt desselben