8. 38. Herzog Johann Friedrich. Der Anfang des dreißigjährigen Kriegs. 119
der bayrische General Tilly den Markgrafen von Baden in der Schlacht von
Wimpffen 1) (26. April 1622), in der auch Johann Friedrichs Bruder,
Magnus, fiel, geschlagen hatte, wurde der nördliche Theil unseres Landes
von den Siegern gebrandschatzt. Der Herzog hatte Mühe genug, Tilly von der
Einquartierung seiner Truppen in Württemberg abzuhalten. Theurung und
Krankheiten rissen ein; Handel und Gewerbe stockten; die Steuern stiegen.
Wucherer, „Kipper und Wipper“ genannt, zogen durchs Land und kauften
das gute Geld zusammen. Dagegen kamen schlechte Münzen in Umlauf. Der
Herzog ließ halbe und ganze Guldenstücke (Hirschgulden) prägen, deren Silber-
gehalt nur ein Fünftel ihres Nennwerths betrug. Bald wurde dleses schlechte
Geld abgeschätzt, so daß die Noth eine ungeheure Höhe erreichte. Im Jahr
1626 verkauften viele Leute Haus und Hof und durchzogen bettelnd das Land.
Nachdem Tilly und Wallenstein ganz Deutschland siegreich durchzogen hatten,
zeigte Ferdinand seine Plane offen. Böhmen war erobert und in den Schoß der
kathollschen Kirche zurückgeführt; jetzt sollte die Relhe an Württemberg kommen.
Wallensteinische Truppen rückten im Juli 1627 in Schwaben ein und plagten
das Volk auf unerhörte Weise. Die Last der Einquartierungen und Kriegszah-
lungen fiel aber hauptsächlich auf die evangelischen Gebiete. Die Katholiken in
Schwaben, die Bischöfe von Konstanz und Augsburg verlangten die Herausgabe
der Klöster Lorch, Herbrechtingen, Anhausen, Königsbronn, Relchenbach, Adel-
berg, Maulbronn und Bebenhausen. Als der Herzog durch seinen Vicekanzler
Löffler bei dem Kaiser dagegen protestirte, kamen nur noch mehr fremde Truppen
ins Land, deren Unterhaltung monatlich 160,000 fl. kostete. Daneben mußte der
Herzog den Uebermuth und die Kränkungen Wallensteins ertragen, der jenen
absichtlich so weit treiben wollte, daß er in irgend etwas zu weit gehe, um dann
einen Vorwand zur Eroberung des Landes zu haben, wie er schon Mecklenburg
an sich gerissen hatte. Von all diesem Jammer wurde der Herzog durch den Tod
erlöst. Er hatte es mit seinem Volke redlich gemeint, war aber nicht der Mann
gewesen, der in einer Zeit der Unordnung und Verwirrung die Zügel der Re-
gierung hätte mit Festigkeit führen können.
8. 39.
Herzog Sberhard III. Der dreißigjährige Krieg. 1628—1648.
„Ich sprach: Herr wie lange? Er sprach:
Bis daß die Par wüste werden obne Ein-
wobner, und Häuser ohne Leute, und das
Feld ganz wüste liege. Denn der Herr wird
die Leute ferne wegthun, daß das Land sehr
verlassen wird. Und ob noch der zehnte
Thbeil darinnen bleibet, so soll es dennoch
abermal vertilget werden.“
Jesaias 6, 11—13.
Johann Friedrichs ältester Sohn, Eberhard, war erst 14 Jahre alt, als der
Vater starb. Deßhalb übernahm der Bruder des Verstorbenen, Ludwig Fried-
rich (1629—1631), die Regentschaft. Das Land empfieng ihn mit frohen Hoff-
nungen, weil es wußte, daß er seiner Aufgabe gewachsen war. Mit Eifer und
#·971) Die Geschichte von der Heldenthat der 400 Pforzheimer Bürger unter ihrem
Bürgermeister Deimling ist erfunden.
1628
bis
1648.