Full text: Die Geschichte Württembergs.

8. 39. Herzog Eberhard III. Der dreißigjährige Krieg. 121 
stein, war auf das Verlangen der katholischen Fürsten abgesetzt, die Heere 
waren vermindert worden. Von Norden her aber war der Retter des evangeli- 
schen Glaubens gekommen, König Gustav Adolf von Schweden (1630). 
Beides ermuthigte die evangelischen Fürsten, die nun in Leipzig ein Vertheidi- 
gungsbündniß gegen die Durchführung der Restitution schloßen (1631). Der 
Herzog rüstete ein Heer von 16000 Mann aus und nahm mit diesen die von 
den Bayern besetzte Stadt Wimpfen. Ere zog aber bald wieder ab, da 
der Graf von Fürstenberg mit 24000 Mann ins Land gefallen war. 
Diesem rückte der Herzog bis Blaubeuren entgegen, mußte sich aber, da seine 
Bundesgenossen nicht zu Hilfe kommen konnten, bald zurückzlehen. Bel Tübin- 
gen standen sich schon beide Heere gegenüber, als es noch zu einem Vergleich 
kam. Diesen kurzen Krieg, der gerade in die Zeilt der Kirschenreife fiel, hieß 
der Volkwitz den Kirschenkrieg. Der Herzog mußte dem Leipziger Bündniß 
entsagen, sein Landvolk entwaffnen, die Söldner entlassen, und das kaiserliche 
Heer verpflegen. Von diesem blleben zwar bloß 2000 Mann zurück; aber sie 
trieben monatlich 38000 fl. Kontribution eln, zu denen Kirchen und Klöster 
nichts beisteuerten. Priester und Soldaten hausten fürchterlich in dem Lande; 
doch nur auf kurze Zett. 
Gustav Adolf, der verspottete „Schneekönig“, hatte Tilly in der Schlacht 
bei Breitenfeld (17. Sept. 1631) vollständig geschlagen. Schnell zog der 
Sieger von dort durch Franken, an den Rhein und an die Mosel, „wie ein Blitz 
überall hindurchbrechend.“ Sobald er auf Bayern marschirte, zogen die Kalserlichen 
aus Württemberg ab, mit ihnen die katholischen Geistlichen, Mönche und Nonnen 
(22. Febr. 1632). Das Land freute sich der endlichen Befreiung. Sofort 
rüstete man sich mit großer Anstrengung, um mit den Schweden zusammenzu- 
stoßen. Julius Friedrich, der schon ein geheimes Bündniß mit Gustav Adolf 
geschlossen hatte, stellte schnell ein Heer und zog mit 6000 Mann gegen die kai- 
serlichen Obersten Montecuculi und Ossa, die von Achern zogen mit der Drohung, 
„sie werden in Württemberg ein Feuer anzünden, vor dem selbst die Engel im 
Himmel die Füße an sich ziehen müßten.“ Sie eroberten Knittlingen, hieben 
400 Einwohner nieder, verbrannten die Stadt, wurden aber so lange vom 
berzog aufgehalten, bis der schwedische General Horn heranzog und die Katser- 
lchen über den Rhein zurückwarf. Nachdem das Land ganz gesäubert war, gab 
Gustav Adolf die Klrchengüter und Klöster an Julius Friedrich zurück; außerdem 
lelohnte er ihn für seinen Anschluß mit den Herrschaften Sigmaringen, Baar 
ind Hohenberg. In Württemberg blleb ein Theil des schwedischen Heeres liegen, 
in dem aber nicht die gerühmte schwedische Kriegszucht herrschte. Vielmehr 
jeichneten sich die Schweden 1) durch Mord, Plünderung, Raub und Grausam- 
. 1) „Und gibt man aus dem Nürnbergischen den Schwedischen dies unparteiische 
zeugniß, daß sie in selbiger Gegend einen schlechten Friedensabschied hinterlassen, indem 
die mit Zerschlag-, Zerhau= und Verwüstung der dort herumb gelegenen Dörfer also 
sehauset, dergleichen sonst bei keinem Durchmarsch geschehen."“ 
Theatrum Europaeum. 
Ü Logau ruft den Schweden nach: 
1 „Alles Unschlitt von dem Reich, das ihr raubtet durch das Land, 
Asche von gesammtem Ort, den ihr setztet in den Brand,
	        
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