1733
bis
1737.
150 III. Württemberg als Herzogthum.
heim, Stetten und Freudenthal zurückzugeben hatte. Dagegen erhielt sie ihr
ganzes erworbenes Vermögen, die Abfindungssumme von 200000 fl. und die
Herrschaft Welzheim bis zu ihrem Tode. Unter starker Bedeckung, um sie vor
der Wuth des Volkes zu schützen, wurde sie aus dem Lande gebracht. Sie zog
zunächst nach Heidelberg, später nach Berlin.
Der Herzog hatte sich zum großen Jubel seines Volkes wieder mit seiner Ge-
mahlin ausgesöhnt. Aber die Freude darüber wurde durch den Tod des Erbprinzen
Frledrich Ludwig (1731) sehr getrübt. Eberhard Ludwig starb zwei Jahre
später, ohne einen Thronfolger aus seiner Familie zu hinterlassen. Seine Re-
gierungszeit hat uns ein düsteres und trauriges Bild enthüllt. von der Gewaltherr=
schaft eines Weibes, das dem Lande die tlefsften Wunden schlug, von welchen es
lange nicht genesen konnte.
Im Jahr 1684 war das erste Tagblatt in Württemberg, der Merkur,
erschienen. Im Jahr 1700 wurde der gregorianische Kalender eingeführt,
man ließ auf den 18. Februar sogleich den 1. März folgen. Eine geistliche
Witwenkasse und das Waisenhaus wurden gegründet (1710). Von
Cannstatt bis Heilbronn wurde der Neckar schiffbar gemacht. Unter Eber-
hard Ludwigs Regierung fuhr der erste Postwagen in Württemberg 1). —
Im Jahr 1722 wurde die Kon firmation angeordnet und dieselbe am
Sonntag Quastmodogenitl des Jahrs 1723 zum ersten Mal in allen Kirchen des
Landes gefeiert.
§. 45.
Herzog Karl Alexander. Die Wirthschaft. des Juden Hüß Oppenheimer.
–1737
„Weg mit Freiheiten, Rechten und Stän-
den; der Herzog ist Herr, und alles, was
die Unterthanen baben. gehört dem Herzog.“
üß Oppenheimer.
Herzog Karl Alerander war der Sohn des früheren Administrators
Friedrich Karl und im Jahr 1684 geboren. Er war schon in seinem 11.
Lebensjahre in Kriegsdienste getreten und hatte sich, nachdem er sich bei den größ-
ten Feldherrn seiner Zeit, Prinz Eugen, Herzog von Marlborough und Lurwig
von Baden, ausgebildet, hohe Ehren und Auszeichnungen auf den Schlachtfeldern
erworben, so z. B. in der Eroberung von Landau (1702), bei der Erstürmung
des Schellenbergs (1704), bei der Schlacht von Peterwardein (1716). Nach
dem Frieden (1718) erhielt er die Statthalterschaft von Belgrad und Serblien,
die er bis zu seinem Regierungsantritt bekleidete.
Im Jahr 1712 war er zum katholischen Glauben übergetreten, wie
er in seinem Testament selbst erklärt, „in gründlicher Erkenntniß der untrüglichen
Wahrheit des christkatholischen Glaubens, wohlbedächtig, ohne einige Nebenrück-
sicht.“ Er hatte damals allerdings noch nicht die geringsten Aussichten auf den
—
1) „Und den 12. Martij 1683 führte Johann Geiger mit herzoglicher Erlaubniß
und einem Gnadengehalt von 30 fl., den Handel und Wandel mit der Stadt Frank-
furt zu befördern, die erste Post- Chaise nach Heydelberg, welche wöchentlich einmal von
Stuttgart abgieng, da man biß Heylbronn 1 fl. 30 kr. und bis Dendelberg. 6 fl. für
eine Person zahlte.“ S. Sattler, Geschichte der Herzoge Württembergs, 11. Band,
S. 113.