8. 4. Die Karolingerherrschaft. 11
Interesse, für die Kirche mehr gethan, als irgend einer seiner Nachfolger, na-
mentlich was den inneren Ausbau der Kirche Deutschlands betrifft.
Der besondern Aufmerksamkeit und Pflege von Seiten Karls erfreuten sich
die Geistlichen und die Schulen. Die großenthells unwissende Geistlichkeit
war in Laster versunken, deßhalb wurden viele Geistliche in Städten versammelt, na-
mentlich an Bischofssitzen, wo sie von tüchtigen Geistlichen hauptsächlich im Lesen
und in den klrchlichen Gesetzen unterrichtet wurden. So entstanden die Domstifte.
In diesen, sowle in den Klöstern wurden Schulen eingerichtet, die jedoch
nicht bloß zur Heranbildung von Geistlichen, sondern auch von Lalen bestimmt
waren. Die an Karls Hofe errichtete Schule sollte eine Musterschule für die
übrigen Schulen sein.
In der Zeit der Karolinger wurden schon reiche Kapellen und Klöster
in Schwaben gegründet. Bonifacius hatte bezüglich der letzteren die Regel
des Benedikt von Nursia in Deutschland eingeführt und die Karolinger sorgten
für ihre Verbreitung. Um's Jahr 777 finden wir die Vitaliszelle in Eblingen
und das Veranuskloster zu Herbrechtingen; im Anfang des neunten Jahr-
hunderts erscheinen dle Klöster zu Ellwangen, Buchau, Murrhardt,
Marchthal, Wiesensteig, Faurndau, Lauterbach bei Oberndorf u. a.
Das berühmteste aller Klöster in Schwaben wurde aber Hirschau, eine Ko-
lonie des Klosters Fulda, ausgezeichnet durch seine vortrefflichen Schulanstalten.
Es wurde gestlftet von dem Grafen Erlafried von Calw, einem bei Karl
dem Großen und Ludwig dem Frommen hochangesehenen Mann. Im Jahr 838
wurde das Kloster von den ersten Mönchen bezogen und bald von seinem Gründer
und Schutzherr reich begabt. Es erhielt als Eigenthum die Ortschaften Altburg,
Deckenpfronn, Dorf Hirschau, Lüzenhardt, Haugstett, Kentheim, Sommenhardt,
Lüzenhardter Hof; ferner Güter bei Gültstein, Stammhelm, Möttlingen,
Malchingen, Grözingen, Mercklingen. Die Kirchen von Stammhelm, Maichingen
und Döffingen wurden dem Kloster einverleibt. Der erste Abt Hirschaus war
Liutbert. — Die Beschäftigung der Mönche war zunächst der Gotte sdienst,
ferner Handarbeit, namentlich Abschreiben von Büchern, Musik, Malerei,
auch Handwerke und Feldarbeit. Die Klöster pflegten hauptsächlich den Wein-
bau. — Kirchen waren in Lauffen, Heilbronn, Seeburg, Höfingen, Illingen,
Willmandingen, Baumerlenbach, Münsingen, Zazenhausen, Dürrmenz u. v. a.
So finden wir in Schwaben allenthalben beredte Zeugen eines erfreulichen
Wachsthums und Gedeihens im gelstigen und geistlichen Leben. Dabei darf aber
nicht verschwlegen werden, daß noch viel Roheit und wildes Wesen aus der
alten Zeit herrschte und daß sehr bald viel Ceremontelles in den Kultus über-
gieng und leider schon anfieng, die Hauptrolle zu spielen. Dem Beichtenden
wurden anfänglich als Buße Psalmenlesen, Fasten, Almosengeben und oft schmerz-
hafte Bußübungen befohlen. Bald aber traten an die Stelle dieser Bußübungen
die guten Werke, die hauptsächlich in frommen Gaben an die Kirche bestanden.
Sogar Karl der Große machte in diesem Sinne Schenkungen. Dadurch begann
die Kirchenzucht zu zerfallen. Man suchte die Fürbitte der Helligen, deren
Württemberg allerdings keine lieferte 1); man sprach von den schrecklichsten
1) Nur die Sage erzählt von der siebenjährigen Reginswinde, der Tochter des
Markgrafen Ernst in Lauffen, welche aus Nache von der Schwester eines Knechts, den